Friday, December 30, 2011

Drop the ball ... oder wie New York Silvester feiert


Jedes Jahr schauen Millionen von Menschen aus aller Welt und Amerikaner nach New York, um den traditionellen „Ball drop“ zu sehen, der die Party am Times Square kroent. Im letzten Jahr waren ca. eine Million Leute am Times Square present, und eine Milliarde (darunter auch wir) haben das Spektakel am Bildschirm verfolgt.  
Sogar auf den Abfalleimern wird fuer die Party geworben
Nicht nur auslaendische Touristen kommen hierher – einmal hier zu sein, ist auch der Traum vieler Amerikaner aus den entlegensten Ecken des Landes.  Man muss allerdings schon eine Menge auf sich nehmen: kein Alkohol und keine oeffentlichen Toiletten, dafuer stundenlanges Stehen in einem abgesperrten Areal, gegen das eine Sardinendose wie ein schlecht besuchtes Theater wirkt. Einheimische New Yorker trifft man allerdings nur selten hier:  Kollegen und Freunde hatten bei meiner Frage nur ein mitleidiges Laecheln und ein unverstaendliches Kopfschuetteln fuer mich uebrig.

Im Fernsehen schaut natuerlich jeder zu, und es ist immer wieder beeindruckend, wenn die Konfetti fliegen und sich wildfremde -nuechterne- Leute mit albernen Hueten in den Armen liegen.

Ganz im Hintergrund das Gebauede One Times Square mit dem Ball

Natuerlich kommt dabei die Frage auf, seit wann man den Jahreswechsel denn in dieser Form begeht.  Die Initiatorin dieses Events war die New York Times, der damals das Gebaeude One Times Square gehoerte. (Daher kommt uebrigens auch der Name Times Square – aber diese Geschichte kommt in einem separaten Blog). Seit 1904 feierte man hier ein Riesenspektakel , und seit 1907 droppt man den Ball. 

Kleine Photoshop Spielerei
Ueberliefert ist auch eine interessante Begebenheit aus dem Jahr 1907: die Kellner in den Restaurants bekamen eine elekrifizierte Muetze, auf der ein beleuchtetes Schild „1907“ zeigte.  Nach Mitternacht wurde das Schild auf „1908“ umgeklappt.  Finde ich beeindruckend, das war vor ueber 100 Jahren! 

Die moderne Variante der Huete von 1907
Der Ball, den wir alle in wenigen Stunden zu sehen kriegen, ist natuerlich nicht mehr derselbe wie damals, es gibt insgesamt 7 Variationen. 
Klein angefangen hat man: Der orginale Ball war aus Eisen und Holz, hatte 100 Gluehlampen und wog 317 kg. 1920 wurde dieser durch einen Eisenball ersetzt, der viel leichter war – 180 kg.  Ein 70 kg schwerer Aluminiumball mit 180 Leuchten wurde 1955 installiert. 1995 wurde dieser Ball renoviert , die Beleuchtung ist seitdem computergesteuert und die Oberflaeche wurde mit Strasssteinen versehen. Um das neue Jahrtausend zu begruessen, installierte man 1999 eine Kristallkugel, die im Jahr 2007 mit LED’s ausgestattet wurde.   
Erst 2008 entschied man sich fuer eine permanente Installation. Seitdem ist der Ball ganzjaehrig auf dem Gebaeude One Times Square zu sehen. Der heutige Ball hat einen Durchmesser von ca. 4 m, wiegt  5,5 Tonnen (!), besteht aus 2,688 Waterford Kristallen und wird durch 32,256 Philips LEDs illuminiert. 
  
Der M&M Store... Sehenswert
Gettin' ready
die beiden Hochhaeuser One Bryant Park und 4 Times Square
Jeden 31.12. um genau 23:59 Uhr wird der Ball von der Spitze des Fahnenmastes in einer genau eine Minute dauernden Aktion hydraulisch abgesenkt und kommt 23 m tiefer auf dem unteren Ende des Mastes zum Stehen. Waehrend dieser Prozedur werden auf vielen der Reklametafeln die Sekunden bis zum neuen Jahr heruntergezaehlt. Ist der Ball unten, erleuchten die Jahreszahlen des neuen Jahres, der Konfettiregen setzt ein und Frank Sinatras „New York, New York“ wird gespielt.

Vor ein paar Wochen habe ich mir mit ein paar Freunden im Kino den Film „New Years Eve“ angeschaut. Zugegebenermassen ein richtiger Chick Flick – ein romantischer Maedchenfilm - , aber mit wirklich schoenen Aufnahmen vom Spektakel am Times Square an Silvester um Mitternacht.  Mir hat er gefallen. 

Nacht in Manhattan
Ein gutes Neues Jahr fuer uns alle. Moegen unsere Wuensche in Erfuellung gehen und die Vorsaetze die erste Januarwoche ueberdauern.

 HAPPY NEW YEAR!

Sunday, December 25, 2011

Christmas Eve in Manhattan

Das wird also nun mit Sicherheit der letzte Weihnachtspost 2011....aber irgendwie geht immer noch ein bisschen mehr in dieser aufregenden Stadt. Noch nie waren wir bisher am Heiligabend in Midtown. Diesmal haben wir ein Musical angesehen und sind bei der Gelegenheit auch am Rockefeller Center und der 5th Avenue vorbeigekommen. Vollkommen ueberwaeltigt hat mich die Anzahl der Menschen, die sich am 24.12. abends am Weihnachtsbaum am Rockefeller Center tummelten. Aber seht selbst. 

Angenehme Temperaturen und offene Geschaefte lockten viele New Yorker nochmals auf die Strasse
Hier wird es schon voller: die Radio Cit Hall auf der 6th Ave kommt in Sicht.

...und hier der Zugang zu "Top of the Rocks" und die NBC Studios
Da ist er,  DER Baum. Kein Durchkommen, die Polizei im Einsatz.
Rock Center
Auch auf der Fifth Ave ein ziemliches Gedraengel
Interessantes Detail beim genau Hingucken: Die Beleuchtung des Empire State Building. Da in diesem Jahr Weihnachten und Hannukah zusammen fallen, sind zwei Seiten des ESB rot/gruen und die anderen beiden blau/weiss erleuchtet. So kriegt jeder was davon ab.

Saturday, December 17, 2011

...und immer noch Vorweihnachtsstimmung in New York

Also gut, Ihr habt es ja nicht anders gewollt. Die vielen Hits auf der Seite und die netten Kommentare und E-mails haben mich veranlasst, nochmal einen kleinen Streifzug durch die weihnachtlich geschmueckte Stadt zu machen. Viele andere waren auch da. Aber seht selbst.


Uebliche Rush hour on 5th Avenue - im Hintergrund die Public Library und 500 Fifth Avenue (ueber das Gebaeude habe ich bereits in einem frueheren blog berichtet)


Auch die Public Library schmueckt sich festlich.

Schoen angeleuchtet, dahinter lugt die Spitze von One Bryant Park (dem ersten LEED Platinum Building) hervor.


Viele New Yorker Buerogebaeude sind sehr weihnachtlich geschmueckt. Hier 500 Fifth Avenue


Ein Kronleuchter von unten



Die Geschaefte auf der 5th Avenue veranstalten jedes Jahr einen Wettbewerb um die schoenste Dekoration
 Schoene Deko "weiter oben" an der 5th Avenue
Hier tanzt der Baer - das Rockefeller Center mit "dem" Weihnachtsbaum, den spaetestens seit "Kevin allein in New York" jeder kennt. 

Auch ein bekannter Anblick.

Hier der Beweis: Weihnachten ist auch vertikal.


Viel los am Rock Center
Gegenueber vom Rock Center Lichterspiel an der Fassade von Saks 5th Avenue.


...und es geht weiter....

Kein Foto ohne Yellow Cab

Der Trump Tower. Mit Lichterketten geschmueckte Baeume auf den zurueckgesetzten Terrassen des Gebaeudes

Juweliere
Uebrigens gibt es bei Tiffany's immer noch kein Fruehstueck
Die besten Schaufenster hat immer noch Bergdorf Goodman

Das Hotel Peninsula
Harry Winston on 5th Ave
Sixth Avenue - es gibt auch Nussknacker

Auch huebsch

Solche schoenen Weihnachtsbaeume gibt es in fast allen Buerogebaeuden. Wie hier sammeln viele New Yorker Geschenke und legen diese unter den Baum. An Weihnachten werden diese Geschenke dann an beduerftige Kinder verteilt.

Nicht wirklich weihnachtlich, aber ziemlich niedlich.


Die Zwei sind echt cool

Die Radio City Hall mit dem Christmas Spektacular stimmt einen immer auf Weihnachten ein

Lichterwald


Die Riesenkugeln haben es mir echt angetan - im Dunkeln sehen sie  noch schoener aus.

Versprochen, das war der letzte Blog ueber die Weihnachtsdeko in New York. Ich wuensche allen meinen Lesern eine wundervolle Woche und ein tolles Weihnachtsfest. Bis naechsten Sonntag!

Saturday, December 10, 2011

A Tower of Daylight – das Flatiron


Eines meiner Lieblingsgebaeude in New York steht am Dreieck Broadway/5th Avenue/ 23rd Street – das Flatiron Gebaeude. Eine staedtebauliche Besonderheit Manhattans fuehrte zu dieser “Laune der Architektur”, dem dreiecksfoermigen Grundriss, der dem Bau fast sofort nach Fertigstellung den Namen „Flatiron“  (Buegeleisen) einbrachte. Schliesslich war New York damals die Stadt der Textilherstellung, und ein Buegeleisen hatte jeder staendig in Sichtweite.

Die gerade nach Sueden verlaufende Strasse ist die 5th Avenue, die Schraege der Broadway

Dazu ein kleiner Schritt zurueck in die Geschichte New Yorks: 1811 wurde die Anlage des „grid“, der rasterfoermigen Anordnung der Strassen New Yorks, beschlossen. Soweit, so gut. Aber: damals gab es einen alten hochfrequentierten Indianerpfad, der schraeg ueber die Insel fuehrte. Da dieser rege genutzt wurde und sich die Einwohner einfach nicht an das Rechteckraster gewoehnen wollten, behielt man ihn einfach bei. Somit wurde der Broadway zum eigenwilligen Querschlaeger im geordneten Raster von Manhattan. Diese Strassenfuehrung fuehrt in einigen Blocks zu dreieckigen tortenstueckformigen Grundstuecken, die – auch New York typisch – maximal genutzt werden und daher ebenso dreieckige Gebaeudegrundrisse haben. Keines ist jedoch so majestätisch wie das Flatiron. 


Heute heisst das gesamte Gebiet Flatiron. Hier ist immer etwas los, gerade eine Werbeveranstaltung von United Airlines.

1902 wurde das Flatiron von einer der damals bekanntesten New Yorker Baufirma erstellt und auch nach ihr benannt – das Fuller Building. Die Firma hatte ihren Stammsitz in den oberen Geschossen. Fuller ist bekannt als sowohl der erste „richtige“ Generalunternehmer der Stadt als auch der “Vater der Hochhaeuser“. Bei seiner Fertigstellung war es das hoechste Gebaeude der Stadt und das einzige Hochhaus noerdlich der 14. Strasse. Ueberraschend, denn heute sind ein Grossteil der Hochhaeuser noerdlich des Flatiron. 


Infotafel am Gebaeude


Als Architekt des Fuller Buildings wurde  Daniel Burnham aus Chicago berufen. Dieser verband den zu damaliger Zeit typischen Stahlskelettbau mit einer Vorhangfassade aus Terracotta, Ziegeln und Sandstein. Die Fassade mit ihren horizontal gegliederten Fassadenelementen an die italienischen Renaissance Bauten. Die urspruenglich 21 Geschosse (87 m) sind aus heutiger Sicht sicherlich keine herausragende Leistung mehr, damals war das Gebaeude aber schon ein Publikumsmagnet: das Dach diente als Aussichtsplattform, aber der wirkliche Publikumswirksame waren die ersten Hochgeschwindigkeitsaufzuege der Firma Otis, die eine einzigartige Beschleunigung entwickelten. Inzwischen wurden die originalen hydraulischen Aufzuege allerdings durch neue Modelle ersetzt. 

Die eigenwillige Grundstueckform hat durchaus Vorteile. Durch den engen Grundriss – das Gebaeude ist an der engsten Stelle gerade mal 2 m breit -  hat eine groessere Zahl der Bueros Fenster und daher viel mehr Tageslicht als ueblich. Ebenso erlaubt die exponierte Lage am Madison Square Park keine weitere unmittelbare Bebauung, die zu typischen New Yorker Strassenfluchten fuehren koennte. Sowohl in Zeiten spaerlicher Elektrifizierung als auch in heutigen Tagen kann man mit diesen Eigenschaften durchaus punkten. Das weiss vor allem jeder, der wie ich in einem der alten New Yorker Buerotuerme arbeitet, die in den meisten Bueros weder Fenster noch Tageslicht haben.


Fassadengestaltung erinnert an die italienische Renaissance
Ohne Leuchtstoffroehren gehts eben doch nicht - schade.

Witzig auch, dass die Toilettenanlagen urspruenglich so angelegt waren, dass sich auf den geraden Geschossen die fuer die Herren und auf den ungeraden die fuer die Damen befanden. Uebrigens wurde das Gebaeude kurz nach der Fertigstellung aufgestockt, es erhielt ein Penthouse, dass als Kuenstlerstudio diente. 



Gut zu sehen - das Penthouse.

Eine weitere, wohl eher zufaellige Attraktion bieten angeblich starke Windboen, die sich an der Schmalseite des Gebaeudes entwickeln und zum Hochfliegen der Roecke der vorbeiflanierenden Damen fuehren sollen. - Man muesste es glatt mal ausprobieren...

Postkarte aus dem Jahr 1905


Heute ist das Flatiron Gebaeude sicherlich ein Touristenmagnet, vor allem ist es ein voll funktionierendes Buerogebaeude. Mehrere Publizisten haben hier ihre Bueros. Im Januar 2009 kaufte die italienische Sorgente Group die Aktienmehrheit des auf $190 Millionen geschaetzten Gebaeudes, mit dem Ziel, es in ein Hotel umzubauen. Moeglicherweise muss man hier 10 Jahre mit der Umsetzung warten, bis die letzten Mietvertraege ausgelaufen sind. 


National Historic Landmark


Das Gebaeude wurde 1966 zur NYC Landmark ernannt, (also unter Denkmalschutz gestellt)  und wurde 1989 in das nationale Register der Historic Places aufgenommen.