Sunday, February 26, 2012

Die 8th Avenue putzt sich raus – mit dem New York Times Building


Die 8th Avenue ist nicht unbedingt die "schickste" Gegend von Manhattan. Vielmehr ist sie eine Hauptverkehrsader mit staendig stockendem Verkehr, vielen Strassenhaendlern , oftmals herumfliegenden Muell und billigen Geschaeften – typisch grosstaedtische Bahnhofsgegend eben. 

Viel Verkehr am Port Authority - das Times Gebaeude ist gleich gegenueber
 Der Port Authority sorgt fuer jede Menge Verkehrsaufkommen - mit taeglich ca. 225,000 Pendlern, die morgens in die Stadt kommen oder sie im Eiltempo nach getaner Arbeit wieder verlassen – so auch ich. 

Eingang an der 40th Street
Aber: Seit ca. 10 Jahren kann man hier eine Veraenderung wahrnehmen – interessante Gebaeude wie der Hearst Tower oder das Westin Hotel entstehen. Schoen zu sehen, dass hier mit Steuergeldern ein Anreiz zur Aufpolieren der Gegend geschaffen wird.  Das am besten gelungene neue Bauwerk ist - aus meiner Sicht - das New York Times Gebaeude, dass direkt gegenueber dem Port Authority stolze 228 m in den New Yorker Himmel ragt.  http://newyorktimesbuilding.com/

8th Ave

Es hat ca. 143,000 Quadratmeter Bueroflaeche auf 52 Geschossen. Neben der New York Times (die auch 58% Eigentuemer ist) haben hier auch andere Printmedien ihren Sitz, wie z.B. der Boston Globe oder der International Herald Tribune. Fuer die New York Times ist die Lage in unmittelbarer Naehe zum Times Square Festhalten an der Vergangenheit, schliesslich hatte man dort seit 1904 seinen Stammsitz – und der Platz wurde nach der prominenten Zeitung benannt. 

Feingliedrig und sehr elegant
Zehn bestehende Gebaeude mussten fuer den Bau auf dem 7,400 qm grosse Gelaende abgerissen werden – die Eigentuemer wurden durch die Empire State Development Corporation (ESDC) gegen Bezahlung (z.T. auch gegen ihren Willen) enteignet – nach einem Erlass der Stadt New York, die die Gegend in unmittelbarer Laufentfernung zum Times Square einer staedtebaulichen Verbesserung unterziehen wollte. 

Von 2003 bis 2007 wurden hier ca, 850 Millionen USD verbaut. Federfuehrende Architekten waren Renzo Piano Building Workshop und das New Yorker Buero FXFOWLE Architects, mit Gensler zustaendig fuer das Interior Design. Der General Unternehmer war Turner Construction, die HOCHTIEF - Tochtergesellschaft. Herausgekommen ist eines der beeindruckendsten Gebaeude der New Yorker Skyline. 


Die kreuzweise Aussteifung erinnert an den Hancock Tower in Chicago
Stahlkonstruktion sichtbar im Erdgeschoss erscheint sehr europaeisch - die aussergewoehnlichen Details sind eine Augenweide fuer jeden Ingenieur

Sichtbare Stahlkonstruktion an den Gebaeudeecken
Das Gebaeudes ist eine Stahlrahmenkonstruktion, diese ist inclusive der Aussteifung an den vier Gebaeudeecken sichtbar. Erinnert ein bisschen an den Hancock Tower in Chicago. Der wirkliche Hingucker ist allerdings die interessant gegliederte Fassade. 

Sonnenschutz und Firmelogo zugleich. 
Diese hat vor der Vollverglasung 41.3 mm starke Keramikstaebe, die als Sonnenschutz dienen, deren Abstand sich mit ansteigender Gebaeudehoehe vergroessert und mehr Transparenz bietet und deren horizontale Anordnung an die Zeilen eines Zeitungsartikels erinnert. Allerdings verleitet sie auch immer wieder Leute dazu, die Fassade illegalerweise zu erklimmen. Einige wollen es nur ganz nach oben schaffen, andere befestigen Banner, um auf Misstaende aufmerksam zu machen. 

Gut zu sehen: die Keramikverkleidung. Die untersten Staebe mussten wieder abgenommen werden, um das Hinaufklettern zu verhindern.

Das Hochhaus sollte zu den „gruenen“ Gebaeuden gezaehlt werden, auch wenn es nicht LEED zertifiziert ist. Viele Elemente moderner energiesparender Gebaeudeplanung wurden beruecksichtigt.  Intelligente Lichtplanung und automatisch gesteuerter Sonnenschutz verringern die Kuehllasten, das Gebaeude spart ca. 30% Energie im Vergleich zu herkoemmlicher Ausstattung. 

Sehr beeindruckend auch im Dunkeln
Ein internes Heizkraftwerk stellt 40% des Energiebedarfes der NYT zur Verfuegung und benutzt Abwaerme fuer Heiz- und Kuehlzwecke. Die von der New York Times genutzten Etagen verfuegen ueber Doppelboden, der auch zur Luftverteilung (Heizung/Kuehlung) dient.  Das Gebaeude nutzt ebenso die Aussenluft zur Kuehlung (sofern diese denn kaelter ist als die Innenluft.) Wie man sieht, auch in den USA wird ein Beitrag zum „gruenen Bauen“ geleistet, auch wenn hier noch ein weiter Weg zurueckzulegen ist.

Das New York TImes Building ist ganz links im Bild.

Sunday, February 19, 2012

Typisch amerikanisch – der gute alte Diner


Auch nach mehr als 6 Jahren USA habe ich mich nicht an den Fakt gewoehnen koennen, dass viele Amerikaner (fast) nie selbst kochen. Gruende gibt es sicherlich viele – einer davon ist auch, das praepariertes Essen ueberall und staendig verfuegbar ist. Das Auswaerts- Essen hat vor allem in den dicht besiedelten Gegenden eine lange Tradition. Amerikaner essen durchschnittlich 3.4 x woechentlich in Restaurants. Im Vergleich: nur jeder 5. Deutsche isst wenigstens 1x pro Woche in einem Restaurant.  

Typischer Art Deco Diner in Elmwood Park, NJ.

Es begann damit, dass Ende des 18. Jahrhundert vom Anhaenger herunter Sandwiches und Getraenke an Arbeiter und Angestellte verkauft wurden. Spaeter kamen kleine Garkuechen und vor allem im schneegebeutelten Norden/Osten Sitzplaetze fuer die Gaeste hinzu. Der Diner war geboren. Diner sind somit als Vorreiter des Fast- food- Restaurants zu bezeichnen.
Auch in den finanziell schweren Jahren der Rezession Ende der 20er Jahre ueberlebten viele Diner, da sie eine kostenguenstige Alternative zum Restaurant darstellten und der Diner „um die Ecke“ ein bisschen mehr ist als ein anonymer Laden einer Fastfoodkette.

Gut zu sehen - die urspruengliche Form des Diners. Der Bendix Diner ist einer der bekanntesten der Ostkueste. Hier werden immer wieder Filme gedreht.

Auch die Leuchtreklame ist bereits ein bisschen in die Jahre gekommen. Bendix ist immer offen, also 24/7. Ein Familienbetrieb seit Generationen.

Das Essen ist meistens simpel und nicht besonders hochwertig, aber viele Diner sind immer offen und somit auch eine beliebte Anlaufstelle fuer Trucker und Nachtschichtler. Bequem in der Mitte von Staedten oder gut erreichbar auf den Highways, bekommt man hier immer einen Kaffee, einen Hamburger, Hotdog oder ein Omelett (alles mit Pommes Frites) -  oder auch einmal ein troestendes Wort. 

Ten 45 Diner on Route 17

Aber ist der typische Diner wirklich ein richtiges Gebaeude? Die Antwort vorweg – ist er nicht. Wie ein mobiles Haus waren Diner fuer den Transport mittels Eisenbahn konstruiert. Entliehen ist die Idee des Diners beim Speisewagen. Der urspruengliche Diner war ein vorgefertigtes Element, das neben einer an der Rueckwand liegenden Kueche ueber eine Bar und einige Sitzmoeglickeiten verfuegte – und der eigentlich nicht dazu gebaut war, permanent an einer Stelle zu bleiben. Jeder konnte sich einen solchen Diner kaufen und an hoch frequentierter Stelle aufbauen. Strom und Wasser anklemmen – los ging es. Ging das Geschaeft nicht mehr, schleppte man den Diner mittels Truck zu einer mehr erfolgversprechenden  Stelle und fing nochmal neu an. Fall seven times. Stand up eight.

Schoen anzusehen - und sogar gepflegtes Essen gibt es in diesem Diner
Typische Diner Architektur
Es gab eine Handvoll massgebliche Hersteller – somit sahen die Diner frueher irgendwie gleich aus.  Einige Modelle waren besser ausgestattet und hatten die bekannte Art Deco Edelstahlfassade, Bleiglasverglasung, Schachbrettfliesenboden und ausgefallene Schreinerarbeiten. Fast alle verfuegten ueber die gemuetlichen Sitzecken (und eine Jukebox).  Konnte man sich keinen neuen Diner aus der Fabrik leisten, kaufte man sich einen ausgemusterten Eisenbahnwagen und baute eben den um. In den 50er Jahren ging man dazu ueber, die Diner mit Toiletten und Klimaanlagen auszustatten und auch laenger zu machen. 
Einen schweren Schlag erlitten die Diner mit dem Ausbreiten der Fastfood Ketten. Viele haben diesen nicht ueberlebt. In den 60er Jahren waren die Diner fast aus dem Strassenbild verschwunden. Die verbliebenen Hersteller entschieden sich zu einer  "Neudefinition" der Diner. Es gibt nun Diner im Neoklassischen-, Tudor- und Mediterranem Stil. Kunststein, dunkles Holz, Erdtoene und Stoffe verdraengten den alten Look von Edelstahl, Neonreklamen und Knallfarben. Viele alte Diner wurden renoviert und erhielten eine Klinkerfassade und ein Mansarddach. Schade.

Nicht immer haben die Diner Alkohol - dieser hier hat sogar Cocktails.
Auch Manhattan war einmal beruehmt fuer seine Diner. Im Zuge steigender Grundstueckskosten und grenzenloser Konkurrenz wichen fast alle Trailer jedoch modernen Gebaeuden. Eine Handvoll gibt es jedoch noch, z.B. den TickTock Diner. http://www.ticktockdinerny.com/Tick_Tock_Diner_N.Y..html oder den Brooklyn Diner http://www.brooklyndiner.com/
Fast jeder Ort hat im heutigen Amerika „seinen“ Diner, man findet inzwischen auch welche, die vom Grundriss her eher typischen Restaurants aehneln. Den urspruenglichen Gedanken der Mobilitaet haben inzwischen alle aufgegeben. Der Art Deco Look und die Leuchtreklamen, der uns an die Diner erinnert, die wir aus dem Film kennen - kommen wieder. Schoen.

Der moderne Diner, der die Art Deco details wiederspiegelt, aber vom Grundriss her eher typischen Restaurants aehnelt. Foto geschossen von meinem Freund David Mailman.
Ein Diner? Fraglich. Aber irgendwie cool sieht es schon aus.
Auch wenn meine Familie und ich kaum im Diner essen (schliesslich sind wir deutsch und kochen selbst), fuer mich ist der Diner aus dem amerikanischen Strassenbild einfach nicht wegzudenken. Ein kleines bisschen Nostalgie. Ich find es schoen.

Ein kleiner Schnappschuss - die Figuren sind angeklebt. Kein Kommentar.

Sunday, February 5, 2012

Yellow Cabs - oder warum sind Taxis gelb ?


Ein Fazit vorweg: Auto fahren in NYC ist nichts fuer Feiglinge. Endlose Staus, rasende  Taxis, Schlagloecher, Dauerbaustellen und  ruecksichtslos drauflosrennende Fussgaenger  - sucht Euch was aus.

Unaufhaltsamer Verkehrsstrom, wie hier am Grand Central Terminal letzten Freitag Abend.
Teuer ist es ausserdem:  Im vergangenen Herbst wurden die Mautgebuehren fuer Tunnel und Bruecken um 50% angehoben – von $8 auf $12 fuer PKW. LKW werden per Achse gerechnet - das ist noch viel teurer. Zunaechst begruendete der Eigentuemer , Port Authority of NY and NJ, das Geld wuerde fuer den Wiederaufbau des World Trade Centers gebraucht. Nach der Klage des AAA (=ADAC) wurde die Begruendung revidiert, die Gebuehr jedoch blieb. 


...irgendwie steht mein Auto nie oben :-(
Die $12 Maut sind jedoch ein Klacks gegen die Parkgebuehren.  Taeglich fahren ca. 1,200,000 Fahrzeuge nach Manhattan, es gibt aber nur 600,000 Parkplaetze – davon 103,000 in Parkgaragen.  Auf der Strasse findet man nur selten etwas, die Beschilderung ist verwirrend und die "Alternate Parking Rules" schon recht unverstaendlich.
 
Also Parkhaus: Die Gebuehren sind hoch, selten geht etwas unter $20 und wer zum Abendessen in eine gute Gegend faehrt, sollte zur Restaurantrechnung besser ca. $50 fuer Parken hinzurechnen. Die durchschnittliche Monatsmiete fuer einen PKW Parkplatz liegt in Manhattan bei rund $500 - $600. 



Typisches Parken in NYC
Das Parkprocedere ist fuer den in sein Auto verliebten Mitteleuropaer recht abendteuerlich. Aussteigen, Schluessel stecken lassen, Papierzettelchen als Beleg empfangen und spaeter wiederkommen. Auto wird geparkt und spaeter wieder vorgefahren. Die ersten Male war ich nicht sicher, ob das Auto noch da ist. Funktioniert aber.

Parkhaus an der 10th Ave
Eine gute, recht preisguenstige Alternative ist Taxi. Noch nie bin ich so oft Taxi gefahren wie in Manhattan. Derzeit gibt es 13,237 gelbe Taxis in NYC, davon 4,300 Hybrid Taxis.

30% aller NYC Cabs sind Hybrids (Toyota Prius oder Ford Escape Hybrid) 
Taxis am Times Square

Keines der 13,000 Fahrzeuge scheint jedoch (besonders an einem Regentag) um 5 Uhr nachmittags zur Verfuegung zu stehen. Dann ist Schichtwechsel, und es ist wirklich sehr schwer, ein Taxi anzuhalten – die rauschen einfach durch. Feierabend ist schliesslich Feierabend. 

Regentag auf 5th Avenue

... hab tatsaechlich eins gefunden

Hat man doch eines gefunden und der Fahrer versteht nicht gleich, muss man nicht unbedingt an seinem eigenen Englisch zweifeln – fast alle „Cabbies“ (also die Taxifahrer) – sind Immigranten und haben mehr oder weniger Probleme mit der Sprache. 
Den Routenverlauf und die Kosten kann man allerdings auf dem Passagier - Monitor verfolgen – und ggf. nochmal nachhaken oder eine Alternativroute vorschlagen. Auf den Einbahnstrassen wird der Fahrer fragen, ob man links oder rechts aussteigen moechte. Immer auf der Buergersteigseite aussteigen.  Kreditkartenzahlung geht immer und ist super einfach.

Feierabend ist schliesslich Feierabend. Keiner haelt an.
Auch schwierig wird es manchmal, mit dem Taxi in eins der anderen Boroughs wie z.B. Brooklyn zu fahren. Viele Cabbies verweigern schlicht, dorthin zu fahren – obwohl sie es lt. Gesetz muessen. Uebrigens gibt es eine guenstige Flatrate von den Flughaefen JFK und Newark zu jedem beliebigen Punkt in Manhattan. Man muss den Taxifahrer aber danach fragen. 

Cabs an der Upper West Side
Interessant: viele Apartmentgebaeude, vor allem an der Upper Est oder Upper West Side, haben im Fahrstuhl einen sogenannten Cab - button. Drueckt man diesen, leuchtet am Gebaeude aussen eine Lampe auf und das naechste freie Taxi haelt. Wenn man aus der Tuer tritt, steht das Taxi schon da (wenn es nicht gerade regnet und 5 PM ist). 

Park Ave

10th Ave, von der Highline fotografiert

Alle Taxis benoetigen eine Lizenz, eine sogenanntes Medallion, das auf der Motorhaube befestigt ist. Der Wert einer solchen Lizenz liegt heute bei $1,000,000 – pro Taxi.  Die Nummer wiederholt sich auf dem Dach und auch auf den Nummernschildern. Die Nummer sollte man sich merken – fuer den Fall, dass man mal was im Taxi liegenlaesst. 

Auf den Tueren findet sich die Bezeichnung „NYC Taxi“ und eine Auflistung der Kosten (Fare Sticker).

Lizenznummer auf dem Dach.
Warum sind Taxis eigentlich gelb? Vollkommen unspektakulaer: bei der Einfuehrung der Yellow Cabs 1912 hat man sich auf eine Farbe geeinigt, die 1.) sehr auffaellig im Strassenbild  ist und 2.) sehr unwahrscheinlich von Privatpersonen gekauft werden wuerde. Man konnte ja damals schliesslich noch nicht ahnen, dass gelbe Autos irgendwann einmal modern werden wuerden ... und dass der Staat New York gelbe Nummernschilder bekommen wuerde. Gelb auf Gelb sieht schon seltsam aus.

VW Jetta, auf der Motorhaube gut sichtbar das Medaillion 
60% aller Taxis sind heute Ford Crown VictoriasDie Wahl der Marke ist uebrigens nicht ausschliesslich dem Eigentuemer ueberlassen. Es gibt insgesamt 17 Fahrzeugtypen, die als Taxi in NYC als Taxi betrieben werden duerfen. 
Neben den ueblichen Ford und Toyotas finden sich auf besagter Liste auch einige deutsche Fabrikate: VW Golf, Jetta und Touareg, Audi Q7, Mercedes E und ML ... die letztgenannten habe ich allerdings noch nie gesehen.

New Jersey Taxi - lustig fand ich die Bezeichnung OMNIBUS

Den kann man auch mieten - aber er faellt wohl nicht in die Kategorie Taxi (auch wenn er gelb ist)

Hope dies last.