Saturday, April 27, 2013

Enten und Klebeband

 

Die Amerikaner sind ja schon immer fuer Innovationen und irre Geschaeftsideen gut gewesen. Sie versuchen es einfach. If you can make it here, you can make it anywhere. Auch wenn die USA nicht wirklich das Land der unbegrenzten Moeglichkeiten sind - die Risikofreude und der Tatendrang der Amerikaner beeindruckt mich immer wieder. Dabei nimmt man auch hin, dass manche Sachen einfach auch mal schief gehen. Wer es nicht probiert, kann ja nicht wissen, ob es funktioniert. Fall seven times. Stand up eight.

Das in Deutschland bekannte Netz mit doppeltem Boden gibt es hier nicht. Um es mal mit den Worten meiner Tochter zu sagen: Hinfallen, aufstehen, Krone richten, weitermachen. 

Hauseigentuemer vermieten gerne temporaer leerstehende Mietflaechen an neue, aufstrebende Firmen. Ein lang leer stehender riesig grosser Laden hat derzeit einen solchen Mieter. Man verkauft hier Klebeband - in allen erdenklichen Farben und Varianten. Es gibt Wettbewerbe fuer Kreativitaet, Workshops und jede Menge zuendende Ideen. 







Sehr kreativ ist auch die Namensgebung. Klebeband heisst in den USA "Duct tape". Das stammt aus dem Bauwesen, von der Abdichtung der Klimakanaele (ducts) mit Klebeband. 
Der Laden heisst DUCK TAPE (duck ist eine Ente). Eine witzige Idee: aber schaut selbst. 
Noch bis zum 28.4. 2013 auf der Seventh Avenue / Ecke 40th Street.Vielleicht gibt es ja morgen dann einen Schlussverkauf.


Broschen aus Klebeband
Tasche aus Klebeband
Alle Farben und Formen
Abendkleid
Rock
Blumen

Saturday, April 20, 2013

Das kleine Haus am Ende der Strasse

Nein, wir sind hier nicht bei den Waltons oder "Unsere kleine Farm" angelangt. Vielmehr dreht sich mein heutiger Post um zwei kleine Stadthaeuser, die sich direkt neben dem massiv grossen Rockefeller Center (30 Rockefeller Plaza, auf der 6th Avenue) befinden. Meiner Recherché zufolge war der Kampf um das entsprechende Grundstueck einer, der in die Geschichte New Yorks einging.
 
Schwindelnde Hoehe
 
Das Rockefeller Center ist ein Buerokomplex, der sich zwischen der 48. und 51. Strasse zwischen der Fifth Avenue und der Sixth Avenue mit 19 Gebaeuden auf 89,000 Quadratmetern erstreckt. Erbaut in den 30 Jahren des letzten Jahrhunderts, ruehmt man sich des Art Deco Stiles - aber eigentlich ist zumindest in meinen Augen nur eins - erdrueckend riesig und haesslich. Ein Buero im Rock Center zu haben ist allerdings ein Statement fuer ein erfolgreiches Geschaeft, die Gegend ist sauber, sicher und sehr repraesentativ. Eine gute Adresse. Allerdings: ich hatte mal im Rock Center eine Baustelle und muss sagen: man merkt den Bueroflaechen das Alter schon an. Langsame Aufzuege, veraltete Infrastruktur, zugige Fenster. Naja. Man kann halt nicht alles haben.




 
Die in den vergangenen Jahren umgebaute Aussichtsplattform "Top of the Rocks" hat meines Erachtens die schoenste Aussicht der Stadt, besser deshalb als das Empire State Building, weil man dieses eben von hier sehen kann.  Der weltbekannte Weihnachtsbaum brachte das Rock Center spaetestens bei "Kevin allein in New York" in die Wohnzimmer der Welt.

 
Waehrend der Bauzeit war das Rockefeller die groesste Baustelle der Welt - allerdings wurde es nicht ganz so gross, wie Mr. John D. Rockefeller es gern gehabt haette.
Berichten zufolge wollte Rockefeller die beiden kleinen Grundstuecke an den jeweiligen Enden des Blockes genauso kaufen wie die anderen Grundstuecke dazwischen.  Die jeweiligen Eigentuemer jedoch stellten sich quer. Am Ende forderten sie die vollkommen irre Summe von $250 Millionen - ungefaehr den Betrag, den fuer den Bau des gesamten Rock Centers kalkuliert war.

Dieser Kauf fand natuerlich nicht statt - deshalb findet man diese beiden kleinen Haeuser noch immer dort. Sicherlich sind sie heute eine Menge Geld wert - aber bestimmt keine $250 Millionen, nicht einmal heute.  
 

Das kleine Haus kann man leicht uebersehen

Sorry - hatte nur eine Kompaktkamera dabei - kein Weitwinkelobjektiv
 

In diesem Gebaeude befindet sich die Magnolia Bakery - unbedingt reinschauen.



















DIe beiden kleinen Haeuser sind neben dem Giganten 30 Rockefeller Center leicht zu uebersehen. Andererseits verdeutlichen sie doch den Fakt, dass eben nicht immer der Staerkere gewinnt - nicht mal in New York City.

Saturday, April 13, 2013

Die Saison ist eroeffnet!

Uns allen hat der lange Winter ziemlich zugesetzt, und wir alle konnten den Beginn des Fruehlings kaum erwarten. Diese Woche war es dann endlich soweit: Temperaturen bis zu 27 Grad Celsius lockten auch den letzten New Yorker aus den Winterstiefeln in die Sommersandalen und auf die Strasse. Ueberall sassen die Leute draussen, irgendwie war jeder gut drauf. Inzwischen haben sich die Temperaturen allerdings auch wieder auf April - typische 18 Grad eingependelt.
 
 
 
 
Irgendwie scheint die Stadt aus dem Winterschlaf erwacht. Blumen bluehen ueberall, die Schaufenster sind farbenfroh dekoriert, Schirme und Tischchen ueberall. Einfach schoen.

Mittagspause im Bryant Park
 

 
 
Aber noch etwas anderes ist zu sehen: die Besuchersaison ist eroeffnet, und die Touristen stroemen wieder scharenweise in die Stadt. Na klar, New York besuchen kann man theoretisch immer: Sommerurlaub - Weihnachtsshopping - sucht Euch was aus. Im vergangenen Jahr besuchten 52 Millionen Touristen aus aller Welt die Stadt, ungeachtet des Hurrikan Sandy, dessen Folgen im Oktober/November 2012 ganz lower Manhattan wochenlang im Dunkeln liess.
 
Trotzdem ist es natuerlich nicht immer gleich angenehm. New York im Winter kann beissend kalt sein, und im Sommer stoehnt die Stadt unter der feuchten Hitze, in der 40 Grad keine Seltenheit sind und die Schuhe auf dem heissen Asphalt kleben bleiben.

Farben, Farben, Farben

Nun aber bricht die beste Reisezeit des Jahres an: wir empfehlen unseren Freunden immer, ihre New York Trips auf April bis Ende Mai oder September bis Ende Oktober zu legen.
 
Aber sehr selbst. New York ist einfach eine irre Stadt.

Dieser Typ hatte es mir einfach angetan
 
Kaum ist das Wetter gut, wird jede freie Minute draussen verbracht

Die Strassenhaendler warten auf Kunden





 








Es gibt hier schon ziemlich irre Charaktere
 

Tuesday, April 9, 2013

Das Ende des Madison Square Garden?


Jeder New Yorker und auch fast alle Besucher kennen den Rundbau des Madison Square Garden, der ueber der Penn Station vor mehr als 50 Jahren gebaut wurde. Schoen ist er ja nicht - aber irgendwie gehoert er dazu.
Irgendwie nimmt man ein solches Gebaeude allerdings als Institution an und kann sich gar nicht vorstellen, dass sich hier im Stadtbild was aendern koennte.

Penn Station um 5 Uhr Nachmittags - die ersten Pendler trudeln ein
Der Madison Square Garden - wird gerade renoviert
Dieser Tage habe ich  gelesen, dass die Zeit fuer den Madison Square Garden, den die New Yorker gern als "Weltbekannteste Arena betiteln"  jedoch tatsaechlich knapp werden koennte.  An diesem Mittwoch, dem 10. April, muss der Betreiber eine Erneuerung der Betriebsgenehmigung beantragen. Diese ist am 24. Januar ausgelaufen, 50 Jahre nachdem sie erteilt wurde. Bisher ist man davon ausgegangen, dass das kein Problem darstellen sollte.
Weit gefehlt. Derzeit denkt die City Planning Commission darueber nach, die Genehmigung auf 10 Jahre zu beschraenken. Genuegend Zeit, sowohl  eine neue Lokalitaet fuer den Madison Square Garden als auch die Erweiterung der Penn Station zu planen.

Ergaenzung: heute ist ein Artikel in der New York Times erschienen, in dem der Madison Square Garden beteuert, man werde nirgends hin gehen. Hier klicken fuer den Originalartikel mit interessanter Schnittzeichnung. 

Eine hoch frequentierte Gegend
Denn: Die Penn Station platzt seit Jahren aus allen Naehten. Tatsaechlich, wer waehrend der Stosszeiten hier ankommt, kann leicht Panik kriegen - die Situation ist das pure Chaos. Und ploetzlich haben die Befuerworter der Erweiterung der Penn Station gigantischen Zulauf.
Circa 650,000 Pendler kommen hier taeglich an oder verlassen die Stadt - dreimal mehr als 1968, als die Penn Station das letzte Mal umgebaut wurde. Heute ist die Penn Station bei weitem der meistfrequentierte Bahnhof der Welt.  Die Situation der Pendler ist eigentlich bereits heute untragbar. Allerdings: bleibt der Madison Square Garden, gibt es keinerlei Raum fuer Erweiterung.

DIe Pendler kriegt man nicht aufs Bild - zu schnell unterwegs

Interessanterweise hat MSG, der Betreiber des Madison Square Garden in den letzten Jahren mehrere Millionen Dollar fuer eine Planung ausgegeben, um den Madison Square Garden auf die andere Strassenseite der 8. Avenue auf das Grundstueck der alten Post zu verlagern. Als die Verhandlungen mit der Stadt New York und der US Regierung nirgendwo hin fuehrten, gab man auf und investierte 980 Millionen in die Renovierung des bestehenden Rundbaus, die innerhalb des naechsten Jahres fertiggestellt werden sollen. Die Renovierung schliesst die Erweiterung der Zuschauerflaechen, neue Luxusboxen ebenso ein wie neue Werbetafeln und eine Erneuerung des Umfeldes.

Das alte Postgebaeude auf der anderen Seite der 8th Avenue


NYC ohne MSG? Foto mit freundlicher Genehmigung meines Bloggerkollegen Tom Freudenstein - danke, Tom!

Auch hier war Tom Freudenstein hinter der Kamera

Mein frueherer Arbeitgeber Turner baut auch hier die Zukunft New Yorks. (steht zumindest auf dem Schild)
Dennoch ist man seiten des Betreibers optimistisch. Der Madison Square Garden schafft Arbeitsplaetze, richtet Veranstaltungen aus und ziehen Touristen an - ist einfach ein Teil von Manhattan und kaum wegzudenken.

Wie lange werden denn die Knicks noch im MSG spielen?

Auf der anderen Seite gibt es Plaene, eine Hochgeschwindigkeitstrasse in die Stadt zu bauen. Zug fahren koennte damit entlang der Ostkueste deutlich attraktiver werden. Ebenso wird man frueher oder spaeter dem staerker werdenden Transitverkehr Rechnung tragen muessen. Wohin aber? Sicherlich wird der Transoprtation Hub am World Trade Center ein wenig Erleichterung schaffen, aber das WTC ist soweit suedlich, dass die Masse der Pendler und Besucher weiterhin die Penn Station vorziehen wird.

Es bleibt also spannend. Ich werde berichten.