Saturday, January 31, 2015

Warum ein ausgefallener Schneesturm Millionenschaeden anrichtet

Alle haben es mitbekommen, sogar die deutschen Medien haben darueber berichtet und wir haben diverse besorgte Anrufe aus Deutschland erhalten. Der prophezeite Jahrhundert- Schneesturm hat sich letzlich als Riesenblamage fuer die Meterologen und "Sturm im Wasserglas" entpuppt. 20 cm Schnee hauen den New Yorker nicht um. Unwetterschaeden gab es keine, aber richtig kosten wird es trotzdem. Stichwort: Verdienstausfall.
U-Bahn wieder offen - einen Tag spaeter
 Im Angesicht des herannahenden Sturmes wurde erstmals in der 110 jaehrigen Geschichte der gesamte oeffentliche Nahverkehr inclusive dem Subwaysystem stillgelegt. Saemtliche Bruecken und Tunnel wurden fuer den Verkehr gesperrt. Da auch New Jersey Transit, MTA (Metro North Railroad) und Long Island Railroad (LIRR) ihren Dienst eingestellt hatten und ebenso ein Fahrverbot galt, war es schlicht unmoeglich zur Arbeit zu kommen. Verstoesse gegen das Fahrverbot wurden mit einem $1,000 ticket geahndet.
Wer zahlt aber eigentlich den Verdienstausfall? Wer kann, arbeitet von zu Hause - aber wer nicht, wird meistens - wenn angestellt - bezahlt. Der Arbeitgeber kann allerdings verlangen, dass der Angestellte dafuer einen Personal Day opfert. Einklagbare gesetzliche Regelungen gibt es dafuer aber nicht. Das Heer der Freiberufler, Praktikanten und Mitarbeiter in den Laeden und Restaurants hat hier natuerlich einmal mehr schlechte Karten: nicht gearbeitet, kein Gehalt. Klappe zu, Affe tot.

 Im Jahr 2014 haben 3,9 Millionen Leute in New York City gearbeitet. Unterstellen wir mal einen Durchschnittsverdienst von $200/Tag (die tatsaechliche Spanne liegt hier so weit auseinander, dass der Mittelwert nicht repraesentativ ist.). Wenn nur 25% der Leute nicht erscheinen und auch nicht von zu Hause arbeiten koennen, ergibt sich hier ein Schaden von $195 Millionen – pro Tag. NYC war letzten Dienstag eine Geisterstadt - so dass der tatsaechliche Schaden ein vielfaches dieser Summe darstellen sollte.

War es trotzdem richtig, den gesamten Nahverkehr inclusive Subway stillzulegen? Man kann es drehen und wenden wie man will – man haette den Buergermeister auch ins Visier genommen, wenn er es unterlassen haette und ein riesiger Schneesturm Chaos verursacht und  Menschenleben gefordert haette.

Wie der Amerikaner so schoen sagt: Better save than sorry. Hoffen wir einfach auf baldigen Fruehling.
 
So schlimm ist es dann doch nicht geworden


Ihren Sinn fuer Humor haben die Amerikaner dann doch nicht verloren.
 

Sunday, January 25, 2015

Versicherung gegen Terrorismus

Vor den Terroranschlaegen vom 11. September 2001 gab es in den Gebaeudeversicherungspolicen fuer Hochhaeuser keinen Ausschluss fuer Schaeden durch Terrorismus. Nachdem die Rueckversicherer in 2001/2002 einen schweren, ca. 40 Milliarden Dollar teuren Schaden zu tragen hatten, wurden in allen Vertraegen die Haftung fuer Schaeden durch Terrorismus ausgeschlossen.
 
Fuer die Eigentuemer der riesigen Hochhaeuser ein schweres Problem, da sich Gebaeude ohne die notwendige Versicherungsdeckung weder neu- noch  umfinanzieren lassen. Es war zu befuerchten, dass der Immobilienmarkt "einfriert".
 
Praesident Bush steuerte gegen und installierte den "Terrorism Risk Insurance Act". Ist der Schaden grosser als $100 Millionen, springt "Uncle Sam" (also die US- Regierung)  ein und uebernimmt die diesen Betrag uebersteigenden Kosten. Dieses Gesetz ist am 31.12.2014 ausgelaufen und musste erneuert werden. 
 
Die Senatoren haben es Praesident Obama nicht leicht gemacht - ein Texaner verlangte, die Summe auf $500 Millionen Mindestgrenze anzuheben. Klar, in seinem Bundesstaat ist die Gefahr sicherlich auch eher gering.
Die neue Fassung sieht nun vor, den Mindestbetrag schrittweise pro Jahr um $20 Millionen zu erhoehen, bis $200 Millionen Maximum erreicht werden. Immerhin was.
Hoffen wir mal, dass dieses Problem nie wieder auftritt.

Sunday, January 18, 2015

Ein Ausweis fuer alle New Yorker

Anders als in Deutschland gibt es in den USA keinen Personalausweis und auch keine Meldepflicht. Ueblicherweise legen 16 – 17 jaehrige ihre Fahrpruefung ab. Mit der Fuehrerscheinkarte haben sie dann ihre Identifikationskarte (ID), mit der man sich ueberall ausweisen kann. Das beginnt bei Vorlage zum Zutritt zu einem Gebaeude, weiter ueber die Erlaubnis zum Erwerb von Alkohol  und geht bis zur Identifikation fuer Inlandsflugreisen. Nie habe ich eine ID so oft gebraucht wie in NYC.
 
Beim Durchlaufen des Prozesses muss man seine Identitaet mit einem Punktesystem ziemlich detailliert nachweisen. Fuer den Otto Normalamerikaner kein Problem, aber die Randgruppen fallen hier wieder einmal durch’s Raster: Stadtstreicher, illegale Einwanderer, Jugendliche, Alte.
 
 
 
 
 
Die Stadt New York hat daher vor einer Woche eine City – ID fuer alle New Yorker, aber eben auch fuer diese Gruppen eingefuehrt. Neben der „normalen“ Anwendung erlaubt diese Karte auch die Nutzung fuer andere Dinge: Nachlass beim Kauf von Medikamenten,  freier Zutritt zu Museen, Zoos, Konzerthallen und dem Botanischen Garten.
Man will hier auch die Behoerden unterstuetzen: es ist dann einfacher, die Leute zu identifizieren.
Direkt an der Ecke 40th Street / Fifth Avenue treffen Welten aufeinander
Bis dahin eine gute Sache. Allerdings hatte man wohl nicht mit dem Ansturm gerechnet: am Mittwoch morgen standen in bitterer Kaelte von -15 Grad bis zu 5,000 Leute vor den Bibliotheken, um eine City ID zu beantragen. Die NYC Public Library is einen halben Cityblock von meinem Buero entfernt. Als ich um 8 Uhr morgens zur Arbeit kam, standen die Leute offenslichtlich seit laengerem den ganzen Block entlang – sogar ein Zelt wurde aufgestellt. Abends, nach der Arbeit – war die Schlange noch immer lang.  Die Website brach unter dem Ansturm zusammen.

Camping auf der 40. Strasse - und geduldet von den Behoerden
Offensichtlich ist das Problem groesser als erwartet.

Saturday, January 10, 2015

Schockgefrostet

Diese Woche hat der Winter Einzug gehalten. Bitterkalt ist es. Am Donnerstag zeigte das Thermometer 7 Fahrenheit an - was in "richtigen" Temperaturen ungefaehr -14 Grad Celsius ist.
Klar, so kalt ist es in Deutschland auch manchmal. Der durchschnittliche Mitteleuropaer aber faehrt ueblicherweise mit dem Auto zur Arbeit. Anders aber in New York. Hier wird gelaufen. Die paar Blocks, die ich zur Arbeit gehen muss, reichten aus, um mich richtig frieren zu lassen. Durch die Strassenschluchten pfeift der Wind - es ist wirklich richtig kalt und alles andere als lustig.
 
Der Springbrunnen im Bryant Park
 

Im Vergleich "ungefroren"
So gerne ich gelegentlich in der Stadt herumlaufe, verkrieche ich mich an solchen Tagen lieber im Buero.
Den anderen geht es offensichtlich genauso. Am Mittwochabend hatte ich eine Karte fuer eine Neujahrsveranstaltung von Corenet (Commerical Real Estate Network) im Rockefeller Center. Ich war ueberrascht, dass der Weihnachtsbaum noch erleuchtet war (einen Tag nach den Heiligen Drei Koenigen). 
 

Vor 4 Wochen stapelten sich hier die Menschen
Bryant Park im Schnee

Gegen 19:30  Uhr machte ich mich auf den Heimweg - und sowohl das Rockefeller Center als auch der ansonsten so belebte Times Square waren einfach nur leer. Richtig kaltes Wetter haelt sogar die Touristen fern.
 
Im Vergleich zum Normalfall war der Times Square richtig leer

Der Schnee am Freitag Morgen machte dann den Berufsverkehr zu einer Stunden andauernden Sache. Ist eben irgendwie ueberall dasselbe - der erste Schnee und schon vergessen alle, wie Autofahren geht.  

Sunday, January 4, 2015

Separate Tueren fuer die Armen

2014 war das Jahr der "Poor door", der "Tuer fuer die Armen". Dieser haessliche Begriff wurde gepraegt. als der Immobilienentwickler Extell fuer einen neuen Wolkenkratzer mit Apartments einen gesonderten Zugang fuer die ebenso im  Gebaeude liegenden Sozialwohnungen genehmigt bekam.
 
Immobilieneigentuemer erhalten Steuerverguenstigungen, wenn sie beim Bau einen bestimmten Prozentsatz der Wohnungen fuer den sozialen Wohnungsmarkt zur Verfuegung stellen.  Hier handelt es sich um einen Nachlass oder die Befreiung von der Grundsteuer. Im Gegensatz zu Deutschland ist die Grundsteuer in den USA astronomisch hoch. Fuer ein Apartment koennen hier schon  mal $10.000 zusammenkommen - pro Jahr. Diese Steuerverguenstigungen gelten in der Regel fur 10 Jahre, da kommt schon einiges zusammen. Verstaendlich, dass man das sich das Geld nicht entgehen lassen will.
 
So eine chice Aufzugslobby gibt es wohl nur auf einer Seite
Trotzdem will man den viele Millonen Dollar zahlenden Wohnungseigentuemern - in der Regel Millionaeren oder Milliardaeren - nicht zumuten, zusammen mit den Mietern der Sozialwohnungen die gleiche Lobby, die Aufzuege, das Fitnesstudio und andere Vorzuege zu nutzen. Daher gibt es einen repraesentativen Eingang fuer die teuren Apartments, und einen unspektakulaeren fuer die Sozialwohnungen.
 
Als diese Trennung zwischen arm und reich public wurde, gab es einen riesigen Aufschrei. Aber auch diese Welle der Empoerung verebbte, und somit haben auch andere Eigentuemer, wie z.B. Silverstein Properties, die gleiche Trennung vorgenommen.  
Auch die Rezeption sucht man auf der anderen Seite vergebens
Deren neuestes Projekt 1 West End Avenue hat insgesamt 365 Apartments - 118 davon "affordable housing" - also Sozialwohnungsbau. Die 118 Apartments befinden sich in den unteren Stockwerken. Der Eingang liegt um die Ecke, aus der Sicht der Reichen und Schoenen.  









Es wird erwartet, das diese Separierung in NYC Mode macht. Grundstuecke werden dadurch attraktiver. Es gibt nun einen Nutzen fuer die sonst kaum verkaufbaren Apartments, die die moisten Gebaeude vor allem weit unten haben, z.B. direct an einem Highway, sehr nah zum naechsten Gebaeude oder zu einer Tunneleinfahrt. Die Trennung zwischen arm und reich hat nun einen neuen Level erreicht.
 
Vor einigen Wochen habe ich ueber das "One 57" berichtet. Hier gibt es neben der teuren Apartments auch ein Hotel - mit einem separatem Eingang. Meines Erachtens eher zu verstehen, aus Sicherheitsgruenden und der verstaerkten Abnutzung durch staendig wechselnde Hotelgaeste.