Sunday, November 27, 2011

Ein Juwel on 57th Street - The Hearst Tower


Auf der 57. Strasse gibt es ein tolles Gebaeude, dass mich durch seine Fassadengestaltung immer sehr an die filigrane und elegante Architektur des „Egg“ in London und des „Aeppelweinglases“ in Frankfurt erinnert - auch wenn hier unterschiedliche Designelemente verwendet wurden. Bei den Gebaeuden in London und New York ist Sir Norman Foster direkt involviert, die  Architekten des Frankfurter Westhafen Towers, Schneider & Schumacher, sind Schueler des Stararchitekten. 

Drei wunderschoene elegante Gebaeude - Hearst in NYC, das Swiss RE Gebaeude in London (bei meinem Besuch noch nicht ganz fertig) - und der Westhafen Tower in Frankfurt.

Interessante Fassadengestaltung

Irgendwie ein bisschen anders als die beiden anderen Neubauten ist der Hearst Tower aber doch. Er ist nicht komplett neu. Die Fassade des bestehenden sechsgeschossige Hearst Gebaeude steht unter Denkmalschutz  und wurde daher in die neue Gesamtstruktur integriert. Der Ursprungsbau war alt – er wurde vom Firmengruender Randolph Hearst selbst in Auftrag gegeben und 1928 fertiggestellt.  Mr. Hearst hatte ambitionierte Traeume – das Gebaeude war als erster Bauabschnitt eines Hochhauses geplant. Dieses kam allerdings auf Grund der grossen Rezession in den 20er/30er Jahren nie zustande. Erst rund 70 Jahre spaeter, im Juni 2006, zogen 10,000 Angestellte der grossen Publikationsfirma in den neuen Hauptsitz.

Der Turm, geplant von Norman Foster und erbaut von Turner Construction, ist 46 Geschosse hoch ( 182 m) und beherbergt rund 80,000 Quadratmeter feinste Bueroflaeche in 1 A Lage.  Rund 9,500 Tonnen Stahl wurden hier verbaut, durch das spezielle Diagridsystem ca 21% weniger als bei einem konventionellem Stahltragwerk. Diagrid ist ein Stahltragwerksystem, dass durch dreieckige Tragstrukturen mit diagonalen Balken gekennzeichnet ist. 90% des verbauten Stahles stammt aus wiederverwertetem Material.

Intelligente Architektur im bestehenden Umfeld: Das Gebaeude hat auf 3 Seiten Strassenzugang und die in New York so wertvolle Fensterflaeche,  nur die Westfassade grenzt an ein bestehendes Gebaeude. Die „Core Area“, die Aufzuege,  Fluchttreppenhaueser, Versorgungsstraenge und –raeume sowie Toilettenanlagen enthaelt, wurde an diese Stelle gelegt, um moeglichst viel Fensterflaeche fuer die Bueros zu erhalten.  

Uebergang von ALT zu NEU

Die Erbauung des Towers ist eine Meisterleistung des gesamten Teams. (weitere Informationen hier: http://www.siny.org/media/projects/ht.pdf) Die bestehende Fassade wurde gemaess der Auflage der New York City Landmarks Preservation Commission erhalten. Gleichzeitig wurde der direkt unter dem Gebaeude verlaufende U-Bahn Tunnel verstaerkt und die neuen Fundamente „um die U-Bahn herum“ gebaut. Turner Construction musste tief in die Trickkiste greifen, um die anstehenden Aufgaben - schweren Abbruch und den Neubau des Gebaeudes mit einer teilerhaltenen Fassade auf einer der belebtesten Strassen in Midtown Manhattan - erfolgreich zu meistern. Waehrend das alte Gebaeude abgebrochen wurde, wurde die Fassade durch eine Stahlkonstruktion gesichert. Die bestehende Gruendung wurde durch neue Fundamente verstaerkt, massives Felsgestein unter dem geplanten Baukoerper erschwerte die Arbeiten. Die alte Fassade wurde parallel zur Errichtung des Neubaus restauriert. Hinter dieser befindet sich heute ein besonderes Highlight: ein 7stoeckiges, stuetzenfreies Atrium mit Glasdach, das fast die Groesse des neuen Grundrisses hat. Ein dreigeschossiger Wasserfall erzeugt ein Gefuehl der Ruhe in einer so hektischen Stadt wie New York. Man tritt ein und fuehlt sich wie in einer anderen Welt. (http://www.fosterandpartners.com/Projects/ByType/Default.aspx)

Der Hearst Tower ist ebenso das erste ‚gruene“ Buerogebaeude der Stadt, mit Features wie Kuehlboeden und Regenwassersammelanlagen. Das Gebaeude wurde mit LEED Gold zertifiziert. Es verbraucht 26% weniger Energie als ein Gebaeude, das dem Standard Building Code entspricht. Der jaehrliche Kohlendioxidausstoss ist um 869 Tonnen verringert (entspricht Ausstoss von 174 PKW’s).

...geht in der Vielfalt der New Yorker Skyscraper ein wenig unter.
Der Hearst Tower war das erste Hochhaus, dass nach 9/11 in Angriff genommen wurde, ein klares Signal fuer einen Neubeginn. Das Gebaeude erhielt den 2006 Emporis Skyscraper Award.  

Sunday, November 20, 2011

Neue Halskette fuer eine alte Dame ?


Ziemlich beeindruckend.

Wenn es Nacht wird in New York City, ist es , als wuerde eine alte Dame ihre Kronjuwelen anlegen.“  Diesen Satz habe ich vor langer Zeit einmal in einem Roman gelesen, und auch wenn es sich sicherlich sehr romantisch verbraemt anhoert – ein bisschen denk ich immer daran, wenn ich die New Yorker Skyline von New Jersey aus ansehe. 

Sicherlich hat jeder bereits einmal von der George Washington Bridge gehoert: die Leute hier in der Gegend meistens, weil beide Decks in Richtung Manhattan hoffnungslos verstopft sind - immerhin ueberqueren bis zu 300,000 Fahrzeuge diese Bruecke an einem normalen Werktag. Sicherlich ist die GWB (wie sie hier genannt wird) einen eigenen Blogbeitrag wert, aber heute moechte ich auf etwas anderes aufmerksam machen: GWB ist die erste New Yorker Bruecke, deren Beleuchtung in 2009 auf LED umgestellt wurde. Diese Erneuerung spart dem Eigentuemer monatlich $5,000 in Energiekosten und Instandhaltung. 

Die New Yorker sind an die erleuchtete Bruecke gewoehnt , bereits seit 1932 gab es diese - in den verschiedensten Varianten.  Die nun neu installierten 156 LED’s haengen an den Kabeln der Bruecke - GWB ist eine Haengebruecke – und dienen ausschliesslich aesthaetischen Zwecken – die Fahrbahn wird damit nicht ausgeleuchtet (dafuer gibt es andere Systeme). Die LED’s haben eine erwartete Lebensdauer von 15 Jahren – deutlich mehr als die herkoemmliche Beleuchtung, bei der Lampen bereits nach ca. einem Jahr manuell ausgewechselt werden mussten. Wer moechte diesen Job schon machen, in bis zu 200 m Hoehe auf einem Seil balancierend, mit Blick auf 14 Fahrspuren tosenden Verkehr Gluehlampen auswechseln?


Links die beiden LED ausgeruesteten Tuerme, rechts das Empire State Building

Andere weltbekannte Gebaeude, wie z.B. das Empire State Building, haben ebenfalls die Umruestung auf LED geplant. Fuer dieses Gebaeude gibt es sogar einen „Lighting Schedule“, bei dem man genau nachsehen kann, in welchen Farben das ESB heute leuchten wird. http://www.esbnyc.com/current_events_tower_lights.asp. Momentan werden diese Leuchten bis zu 200x im Jahr durch Techniker manuell ausgewechselt. Uebrigens: Das Empire State Building wurde erst zur 200- Jahrfeier der USA in 1976 erleuchtet, vorher gab es hier nur eine Richtbeleuchtung fuer die Flugzeuge.

Einige neuere Gebaeude sind hier bereits ein Stueck weiter: Bereits mit 50-watt RGB farbwechselnden LED Leuchten ausgestattet sind die Spitzen der beiden benachbarten Gebaeude 4 Times Square und 1 Bryant Park. Beide geben der New Yorker Skyline seit nicht allzulanger Zeit ein neues Aussehen. 

Der Einsatz langlebiger und energiesparender LED bedeutet also den Sprung auf eine ganz neue Stufe - Beleuchtung wird kuenftig nicht mehr als schnell verschleissend zu werten sein.  Vielmehr wird sie zu einem semi-permanenten Gebaeudebestandteil, wie etwa z.B. Elektro – oder Sanitaerinstallationen. Der Umweltaspekt ist dabei nicht nur unter dem signifikant geringerem Energieverbrauch zu sehen – mindestens genauso wichtig ist der durch die Langlebigkeit reduzierte Energieverbrauch bei der Herstellung und die geringere Muellmenge.

Immer wieder ein Eye Catcher.

Noch vor einigen Jahren wurden LED vorrangig fuer Werbeanlagen und Verkehrsleiteinrichtungen verwendet. Heute sieht man sie ueberall - und am attraktivsten finde ich sie definitiv in den Autoscheinwerfern einiger deutscher Hersteller.
...auch das ist die Skyline ....

...und zum Schluss noch eine kleine fotografische Spielerei.

Sunday, November 13, 2011

Welcome to the Future --- New York by Gehry


Dieser Tage war ich mal wieder downtown Manhattan. Dabei fiel mir ein in der Abendsonne silbern leuchtendes Gebaeude auf, ueber das ich zwar schon viel gelesen hatte, aber dass ich das letzte Mal in der Bauphase 2006 gesehen hatte  – New York by Gehry. 

 
Frank Gehry (82), Architekt mit kanadischem und amerikanischem Pass und wohnhaft in Kalifornien, ist aktiv wie eh und je und scheint nicht die Absicht zu haben, sich irgendwann zur Ruhe zu setzen. Sein neuestes Projekt, ein 2011 fertiggestellter 265 m hoher 76stoeckiger Hochhausturm, der direkt neben der Brooklyn Bridge in den New Yorker Himmel ragt , ist das 8-hoechste Gebaeude der Stadt und das hoechste Wohngebaeude in Nordamerika. Fuer sein erstes Apartmentgebaeude in NYC hat Frank Gehry das Design der klassischen Manhattaner Buerotuerme neu interpretiert – auch wenn die Tragkonstruktion aus Stahlbeton nicht wirklich eine Neuheit ist . Es heisst, dass Frank Gehry in der Designphase tagelang vom Hotel 4 Seasons aus die Skyline in Lower Manhattan beobachtet und seine Entwuerfe nach seinen Eindruecken gestaltet hat. Herausgekommen ist eine futuristisch anmutende Fassade aus wellenfoermigem Edelstahlelementen, die den Lauf des Wassers und schmelzendem Eis im East River nachempfinden, das wechselnde Tageslicht einfangen und das Gebaeude durch die wechselnden Schatten staendig zu veraendern scheinen.

Waehrend der Bauphase 2006


Interessant: Apartments haben unterschiedliche Erker.
Wie ueberall im Leben ist eine schoene Fassade aber nicht alles, aber interessant geht es auch innen weiter. Gehry ist bestrebt, seine Gebaeude nicht nur fuer den einzelnen nutzbar zu machen, sondern eine breite Masse anzusprechen. 

Die fuenf unteren Geschosse des Gebaeudes beherbergen auf 9,300 qm eine oeffentliche Schule, mehr als 600 Schueler der Klassen 1-8 lernen hier. Ein Dachgarten im 4. Stock gibt den Schuelern auf 460 qm sogar einen Schulhof. Dieser Teil des Gebaeudes gehoert der New Yorker Schulbehoerde, dem Department of Education. 

Ueber der Schule gibt es 903 luxurioese Wohnungen, die kleinsten sind sogenannte Studioapartments (1- Zimmer Wohnungen) mit 50 qm Flaeche, die groessten haben ca 150 qm feinsten Wohnraum. Tief in die Tasche greifen muss man natuerlich auch hier: Studios ab $2,930, 2 Zimmer Wohnungen (1 bedroom) $3,695, 3 Zimmer Wohnungen (2 BR) $6,045, 4 Zimmer Wohnungen (3 BR)  $11,975 – monatlich. Diese Mieten sind fuer New Yorker Verhaeltnisse leider normal und fuer viele Durchschnittsverdiener schlicht unbezahlbar. In manchen Gebaeuden werden einige Wohnungen als „Affordable Housing“ (erschwingliches Wohnen) angeboten und an Beduerftige vermietet, wobei die City of New York einen Zuschuss bezahlt. In diesem Gebaeude gibt es solche Apartments nicht.  Man hat hier bei der Planung sicherlich auf die in Laufentfernung liegende Wall Street und die dicken Boni der Banker gehofft. Vor 2008 sicher realistisch, aber heute? Leider ist nicht bekannt, wie hoch die Leerstandsrate in diesem Gebaeude ist. Uebrigens kann man die Apartments derzeit nicht kaufen. 
Es gibt natuerlich auch viele Annehmlichkeiten fuer die Bewohner: Grillterrassen mit privaten Esszimmern, einen Golfsimulator und Spielraeume fuer die Kids und Teenager, einen 50 ft – Swimmingpool, ein 120 qm grosses Fitnesstudio, ein Yoga – und Pilatesstudio, ein Kino und eine Bibliothek. Zwei oeffentliche Plaetze auf der Ost-und Westseite des Gebaeudes und Einkaufsmoeglichkeiten auf Strassenniveau runden das Wohnen ab. 


Im Gebaeude untergebracht ist ebenso auf einer Flaeche von 2,300 qm einige Abteilungen des New York Downtown Hospitals. Das Krankenhaus beansprucht ebenso einen Grossteil der Tiefgarage. 

Fazit: New York by Gehry ist ein echter Hingucker. Der Architekt hat sein Ziel erreicht – die von den 9/11 Anschlaegen gebeutelte Skyline von Downtown Manhattan wiederzubeleben und den Startschuss fuer ein neues Stadtbild im Sueden der Insel zu geben.

Saturday, November 5, 2011

Mainhattan or Manhattan - ist Frankfurt auch vertikal?


Vergangene Woche war ich mal wieder in Frankfurt. Mein Architekturinteresse beschraenkt sich nicht allein auf New York, also machte ich mich auch hier – mit der Kamera und nagelneuem Weitwinkelobjektiv bestens ausgestattet  – auf den Weg.  Ein paar interessante Wolkenkratzer habe ich auch hier „eingefangen“. Weltberuehmte Architekten wie Helmut Jahn, Sir Norman Foster und Kohn, Pedersen, Fox haben sich hier verewigt, aber auch Frankfurter Architekten wie JSK sind vertreten.

Aber ist Frankfurt vertikal ? 

Im Gegensatz zu den USA und Asien gibt es in Europa historisch bedingt nicht allzuviele typische Hochhausstaedte.  Neben Frankfurt sind hier auch London, Moskau, Madrid und Rotterdam zu nennen. „Wolkenkratzer“ sind ueblicherweise Gebaeude mit mehr als 100 m Hoehe. In Frankfurt gibt es derzeit 31 Gebaeude, die dieses Kriterium erfuellen. Darunter befinden sich die ganz grossen Namen wie der Commerzbanktower, der Messeturm oder der Henninger Turm, aber auch das Holiday Inn Hochhaus in Sachsenhausen gehoert dazu.  
 
Direkt aus meinem Hotelzimmerfenster sah ich den Messeturm. Von 1990 bis 1997 war der Messeturm mit 257 m das hoechste Gebaeude Frankfurts, der Turm gilt mit der nachts beleuchteten  Pyramidenspitze und der aus schwedischem Granit verkleideten Fassade (die an die amerikanischen Art Deco Hochhaeuser erinnert) als das Wahrzeichen der Stadt Frankfurt. Architekt: Helmuth Jahn 
Messeturm
Der Hammermann

In den oberen Stockwerken des  Maintowers befinden sich die hoechsten Fernsehstudios Europas ( die des Hessischen Rundfunks) ,ebenso  ein Restaurant, ein Café und eine öffentlich zugängliche Aussichtsterrasse. Die Höhe des Gebäudes mit Mast beträgt 240 m. Architekt: Peter Schweger. Auf dem Foto vorn – der Japantower.
Maintower mit Japanhouse

Der Commerzbank Tower ist mit 259 m das hoechste Gebaeude Frankfurts und der Europaeischen Union.  Das besondere ist die mehr als 50m tiefe Pfahlgruendung und die innenliegenden Wintergaerten. Von Architekt Sir Norman Foster erbaut und 1997 fertiggestellt, ist dieses Gebaeude ein weiterer Hingucker in der Frankfurter Hochhausarchitektur. 


Commerzbank Tower 

Westend 1 ist ein 1993 durch das Architekturbuero Kohn Pedersen Fox (einer meiner New Yorker Kunden) erbaute Buerogebaeude, das die Zentrale der DZ Bank beherbergt. Das besondere Merkmal ist der in Richtung Sachsenhausen gerichtete Strahlenkranz. 
Die Krone zeigt nach Sachsenhausen








Der Tower 185 entstand 2007 – erbaut durch den Architekten Christoph Maeckler – auf dem ehemaligen Gelaende der Bahndirektion. Der Tower ist keilfoermig , hat eine Aluminium – Glas- Fassade und ist ---- 185 m hoch. LEED Zertifizierung ist geplant. 




Fazit:  Die Frankfurter Architektur ist sehr beachtenswert mit vielen neuen, aber auch interessanten historischen Gebaeuden. Wir koennen stolz auf unser Mainhattan sein. Ein ganz besonderes Stueck Heimat. 
Skyline - gesehen vom Maritim Hotel aus

Sicherlich sollte man Frankfurt nicht mit New York City vergleichen.  Trotzdem:

Frankfurt ist vertikal.