Thursday, May 23, 2013

Fisch oder Fahrrad?

In deutschen Grosstaedten kennt jeder die Fahrradausleihstationen, die sich z.B.  in Zusammenarbeit mit der Bahn ueberall durchgesetzt haben.  Nun sieht man in Manhattan ueberall  Fahrradstaender der Firma CityBike. Ganz klar, eine gute Sache. Die Vorteile liegen auf der Hand, auch wenn man sich (wie ich) an die Idee gewoehnen muss, im Verkehrschaos von Manhattan sich aufs Rad zu schwingen. Hier steht, wie es geht.

Major Bloomberg hat die Fahrradstationen am 27. Mai offiziell eingeweiht. Hier Es gibt 6000 Fahrraeder an 300 Stationen, mit 15,000 Mitgliedern. Man kann sogar die taegliche Nutzung online ansehen. 
Man sieht die blauen Fahrraeder ueberall - und die Stationen sind schon wieder (fast) leer.

Auch dieser Schnappschuss stammt von Jutta. Danke !


Dieses tolle Foto stammt von meiner Freundin Jutta Ishii - vielen Dank !
Wir haben derartiges auch in Chicago und Florida gesehen, aber in NYC suchte man 
die riesigen Fahrradstaender bisher vergebens.
Diese wurden in den vergangenen Wochen ueberall installiert, aber noch bevor die Fahrraeder ihren Platz gefunden haben, gibt es den ersten Aerger.
Anwohner in Gegenden mit denkmalgeschuetzten Haeusern stoeren sich am Anblick der Fahrradstaender (aber nicht an den vor den Haeusern geparkten dicken SUV's).






Andere finden, dass wertvoller Fussweg verlorengeht. Apartmenteigentuemer machen sich stark, damit die Racks nicht direkt vor der Haustuer stehen. Sie fuerchten eine Wertminderung ihrer wertvollen Immobilie. Luxusprobleme.

Hier die Fahrrastaender auf der 6th Avenue /43rd Street
Aber einer dieser Fahrradstaender bereitet anderes Kopfzerbrechen: Auf der Liberty Street in Lower Manhattan, vor der Tuer des Buerogebaeudes 140 Broadway, standen fuenf der mobilen "Food carts", also der Strassenhaendler, die verschiedenes Essen anbieten. Diese werden nun von den Fahrradstaendern verdraengt. Hier stellt sich jetzt die Grundsatzfrage, wer denn das Vorrecht auf die Nutzung des oeffentlichen Strassenraumes hat.


Die Strassenhaendler haben letzte Woche beim New York Department of Transportation (DOT) gegen die Nutzung des Buergersteiges fuer die Bikes protestiert und die Behoerde aufgefordert, die Fahrradstaender auf die Fahrbahn zu versetzen.
DOT entgegnete, dass die in Frage gestellte Flaeche Privateigentum ist und der Eigentuemer die Fahrradstaender angefordert hat, um den Mitarbeitern und Anwohnern einen verbesserten Service zu bieten. Ende der Durchsage. Klappe zu, Affe tot.


Die Strassenhaendler sind aus dem New Yorker Stadtbild nicht wegzudenken, und kaufen kann man neben Essen aller Art auch Sonnenbrillen, Tuecher, Krawatten, T-Shirts, Handyhuellen - was auch immer. Strassenhaendler sind fast immer Immigranten, die auf Grund mangelnder Ausbildung und meistens rudimentaerer Sprachkenntnisse kaum eine Chance auf dem Arbeitsmarkt haben. Food cart geht. 
Man braucht nur eine Lizenz und einen Schein vom Gesundheitsamt, und kann sich ueberall dort "niederlassen", wo die Aufstellung der Wagen nicht verboten ist. Auf Grund der immensen Touristenstroeme und Fussgaenger limitiert die Stadtverwaltung jedoch die Aufstellung immer mehr. Ehrlich gesagt, manchmal stehen die Jungs aber auch echt im Weg.

Aber: wer einen guten Platz hat, hat ihn - und wer seinen verliert, muss sich irgendwo einen anderen suchen - und das ist nicht einfach.
Bekanntes New Yorker Strassenbild - Grab and go

Deshalb der Aufstand der Strassenhaendler. Die Gruppe stellt dabei klar, dass man nicht grundsaetzlich gegen Fahrraeder oder Umweltschutz ist - man faehrt ja schliesslich selbst Fahrrad. Man will einfach nicht hinnehmen, dass CityBikes die Strassenhaendler in den besten Spots von ihrem angestammten Platz verdraengt und ihre Existenz gefaehrdet, zum Vorteil der vornehmlich weissen und wohlhabenden Kundschaft von CiyBikes. Wenn ich grundsaetzlich die Sachlage schon verstehen kann - die Formulierung fand ich schon recht grenzwertig: Weisse reiche Fahrradfahrer verdraengen Immigranten. Reich ist sicherlich relativ. 
Fazit: Das Fahrrad in NYC ist noch nicht einmal geliefert (geschweige denn umgefallen), aber es interessiert uns irgendwie schon jetzt. Man darf gespannt sein, wie die Fahrraeder in NYC angenommen werden. Schoen waere es ja, zur Verminderung der Schadstoffemission und Entzerrung des Strassenverkehres. Aber: Ich nehm dann doch lieber ein Taxi.

No comments :

Post a Comment