Saturday, November 2, 2013

Stronger than the Storm? - New Jersey ein Jahr nach Superstorm Sandy

Das Funtown Pier im August 2013. Kurz darauf wurde es in einem Brand verwuestet
Der 29. Oktober wird wohl immer einer dieser speziellen Daten bleiben, die irgendwie jeder von uns hat. Erstens sind wir an diesem Tage (vor 8 Jahren!) in die USA umgezogen, ausserdem hat an selbigem Tag meine liebe Freundin Simone Geburtstag. Seit vergangenem Jahr erweitert ein unruehmliches Ereignis die Liste: Superstorm Sandy traf auf die US Ostkueste, kostete vielen Menschen das Leben und verursachte gigantischen Sachschaden. Wie sieht es denn nun ein Jahr spaeter aus? Alles zu den Akten und erledigt? Leider nicht.












 
Aber zuerst ein paar Fakten:
  • 159 Todesfaelle, die meisten durch Ertrinken oder herabgefallene Gegenstaende
  • Der Superstorm zerstoerte 650,000 Haeuser und 250,000 Fahrzeuge, davon 366,000 in New Jersey und New York
  • $65 Milliarden Sachschaden, damit das zweit“teuerste“ Wetterereignis nach dem Hurricane Katrina (2005)
  • Mehr als 300,000 Geschaeftsgebaeude wurden ebenso beschaedigt
  • 8,5 Millionen Haushalte waren bis zu 2 Wochen ohne Strom (bei dem Thema gehn mir die Haare hoch, damit fang ich besser gar nicht erst an)
  • Karten mit Flutgebieten wurden erstmals seit 20 Jahren ueberarbeitet. Seitdem leben 400,000 Einwohner von NYC in einer flutgefaehrdeten Zone (vorher 218,000)
  • Der Name „Sandy“ wurde offiziell von der Liste mit den fuer Hurricane verwendete Namen entfernt

 

Wie sieht es nun ein Jahr nach “Sandy“ in der Region aus? Wir haben vor einigen Wochen einmal einen Samstag in der Gegend verbracht, und unser Eindruck war so/so.


Back to business - der neue Boardwalk


 


Auch die Polizei hat ein neues (deutsches) Auto
Ein Grossteil der Gebaeude, auch Boardwalks und oeffentliche Einrichtungen sind neuer und schoener als je zuvor. Ueberall sieht man, wie die Gebaeude um bis zu 2 m angehoben, quasi auf Stelzen gestellt, werden.  Hintergrund:  seit Sandy kann man in den betroffenen Gebieten am New Jersey Shore nur noch dann eine Flutversicherung erhalten, wenn das Gebaeude ueber den zu erwartenden Wasserspiegel angehoben wird. Tut man das nicht, ist das Gebaeude gegen Flut unversichert - und damit fast unverkaufbar. Wenn man in New Jersey ein Haus auf Kredit kauft, verlangt die Bank fuer Gebaeude in Flutzonen eine Flutversicherung. Ist das Haus also nicht versicherbar, kann man nur an cash zahlende Kaeufer verkaufen. Bei den Immobilienpreisen in dieser Gegend schraenkt das den Kreis der Kaeufer gigantisch ein.

Im Spaetsommer 2013 brannte ein Teil des noch nicht restaurierten Boardwalks ab. Zweifel kamen auf. Warmsanierung???

 




Man sieht allerdings auch noch viele leere Grundstuecke oder Haeuser, die noch nicht wieder hergerichtet worden sind. Viele Eigentuemer streiten auch heute noch mit Versicherungen und Regierung um Entschaedigungszahlungen oder mit Stadtverwaltungen um Baugenehmigungen. Die Federal Emergency Management Agency (FEMA) bezahlte zwar $1,4 Milliarden an 182.000 Buerger aus 5 Bundesstaaten aus. Versicherungen haben bereits ein Vielfaches der Summe gezahlt – aber es reicht eben noch nicht aus. Viele Haeuser waren ebenso unter – oder gar nicht versichert.
Immer wieder stellt sich natuerlich die Frage, ob ein Wiederaufbau hier ueberhaupt Sinn macht. Im Zuge der Klimaveraenderung sind solche Naturkatastrophen in der Zukunft nicht unbedingt auszuschliessen.  Die vielen „FOR SALE“ signs in den Vorgaerten oder leeren Grundstuecken lassen darauf schliessen, dass Anwohner sich eine neue Existenz andernorts aufbauen. Aehnliches haben wir im „Katrina“ gebeutelten New Orleans auch schon gesehen.  
Der Sturm hat fuer eine extra Schicht Strassenbelag gesorgt
 
Hier sieht man noch deutliche Spuren. Aufbauen oder nicht ?
 

Hier verkauft man Toepfereien
 
Hier wie da trifft es natuerlich die Armen am Meisten – diejenigen, die hier ihr permanentes Zuhause hatten, alles verloren haben und z.T. noch immer in Mietwohnungen weitab leben. Diejenigen, die fuer den Kampf mit Behoerden und Versicherungen einfach nicht stark oder ausgebildet genug sind oder sich eben keinen Anwalt leisten koennen. Diejenigen, von denen heute kaum noch einer redet, weil sie eben keine Lobby haben.

 
 
 
 
Es gibt am Jersey Shore ebenso eine Menge Ferienhaeuser und Zweitwohnsitze. Neben des Sachschadens hatte man hier nur mit der Unbequemlichkeit zu hadern, das beschaedigte Ferienhaus ueber einen Zeitraum nicht nutzen zu koennen. Diese Haeuser sind in der Regel repariert, und an Sandy erinnert man sich nur selten.

 
 
 
 

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