Sunday, November 9, 2014

Warum Statistiken ein falsches Bild zeichnen

Nicht nur Deutsche, sondern auch Amerikaner lieben Statistiken. Eine kuerzlich veroeffentlichte Studie der Citizen Budget Commission legte dar, dass NYC im Bezug auf Wohnen und Transportkosten die drittguenstigste Grosstadt der Nation ist. Der durchschnittliche Haushalt gibt daher 32% des Einkommens fuer diese beiden Dinge aus. Guenstiger sind nur noch Washington DC (29%) und San Francisco (31%).
Fuer alle, die Monat fuer Monat mit den hohen Kosten zu kaempfen haben, ein Schlag ins Gesicht. Wie aber kommt man zu diesem absurden Ergebnis?
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 


 
Viele New Yorker haben kein Auto. Die akkumulierten Kosten fuer Versicherung, Unterhalt und Benzin fallen damit nicht ins Kalkuel. Braucht man doch einmal eins, gibt es ein recht gut ausgebautes Netz an Mietwagenstationen.

Mit der U-Bahn erreicht man auch entlegene Stadtteile, so dass man einfach kein Auto braucht. Der normale New Yorker bewegt sich auch relativ selten aus seiner Nachbarschaft heraus - wenn er nicht muss.

In New York City leben mehr als die Haelfte der Einwohner in Mietimmobilien - anders als in den meisten anderen Regionen.

Ueber 60% der Mietobjekte fallen unter eines der verschiedenen Programme fuer verguenstigten  Wohnraum. Mieter, die einmal in einem solchen "guenstigen" Apartment wohnen, ziehen da nicht wieder aus. Heisst: Otto Normalamerikaner kommt oftmals gar nicht in diesen Genuss - weil es nicht genuegend mietstabilisierte Objekte gibt. Mehr als 250,000 Familien sind auf der Warteliste der New York Housing Authority. Fuer einen neuerbauten Wohnblock in Harlem mit 124 Apartments gab es eine Lotterie, bei der ueber 50,000 Leute teilgenommen haben.

Sicherlich stimmt es, dass man hier in der Gegend mehr verdient als anderswo im Lande. Allerdings gibt man auch viel mehr aus. Die hohen Lebenshaltungskosten druecken die Leute mit geringen Einkommen einfach aus der Stadt. Wohnen in NYC ist dann einfach keine Option mehr. Das aber verfaelscht die Statistik auch wieder. Der Prozentsatz wird einfach von einem hoeheren Gehaltsdurchschnitt berechnet.



New York City wird wohl immer ein Magnet fuer viele bleiben. Es ist einfach toll, eine Arbeitsstelle mit Adresse in NYC auf dem Lebenslauf zu haben. NYC ist aber auch eine Durchgangsstation.  Man kommt, geniesst die Zeit - und laesst sich ein paar Jahre spaeter irgendwo nieder, wo der Dollar weiter reicht als hier.


Wenn New York attraktiv fuer Neuankoemmlinge bleiben will, muss sich sicherlich etwas aendern. Berufsanfaenger koennen sich hier keinen Wohnraum leisten. Die Stadt ist bekannt dafuer, dass mehrere Direktoren in einem Schuhkarton wohnen und sich ein Badezimmer teilen. Sicherlich sieht man derzeit Neubauten ueberall, aber diese duerften fuer den Normalbuerger unerschwinglich sein und bleiben.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Ebenso steht die Infrastruktur vor dem Kollaps. Das U-Bahnsystem kann die vielen Leute kaum noch befoerdern. Wer nachmittags zum Feierabend ein Taxi braucht, steht auf verlorenem Posten. Der Transit in die Vororte haengt an dem maroden Bus- und Zugnetzwerk, dass bis ueber die Belastungsgrenze hinaus strapaziert wird und sehr fragil ist.
 
 
Traue also niemals einer Statistik, bevor Du nicht genau hingesehen hast.

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