DIeser Tage habe ich in der New York TImes einen Artikel gelesen, der mich sehr bewegt hat und den ich hier zum Anlass nehmen moechte, mal meine Meinung zum Thema Mittelstand in Manhattan zu bloggen.
Mein Haus, mein Auto – auch wenn wir alle den Begriff „Mittelklasse“ spiessig finden, zaehlen wir uns ja insgeheim doch dazu. Am Ende des Monats alle Rechnungen bezahlt, Urlaub in der DomRep oder einer anderen Sonneninsel, und am Ende von all dem noch ein paar EUR oder Dollars auf dem Bankkonto. So muss es sein.
Mein Haus, mein Auto – auch wenn wir alle den Begriff „Mittelklasse“ spiessig finden, zaehlen wir uns ja insgeheim doch dazu. Am Ende des Monats alle Rechnungen bezahlt, Urlaub in der DomRep oder einer anderen Sonneninsel, und am Ende von all dem noch ein paar EUR oder Dollars auf dem Bankkonto. So muss es sein.
Auch in jedem
beliebigen Ort der USA kann man an der Nachbarschaft, der Groesse des Hauses
und der Groesse und Anzahl der vor der Tuer geparkten Mercedes oder BMW ziemlich leicht
feststellen, wie weit „man“ es gebracht hat.
Wer kann sich Manhattan leisten? |
Unterschiede sind
extrem in den USA. In Atlanta, Georgia kann man fuer $100,000 ein neues Haus
mit mehreren 100 Quadratmetern Wohnflaeche und riesigem Grundstueck kaufen. In
Manhattan betrug der durchschnittliche Kaufpreis eines Apartments im letzten
Jahr $1,500,000. Die durchschnittliche Miete liegt mit $3,975 monatlich
mehr als $2,800 ueber dem nationalen Durchschnitt. Aber, wer kann sich das
eigentlich leisten? Wo wohnt eigentlich
der Mittelstand in Manhattan?
Mit Blick auf den East River |
Eine goldene
Regel der Finanzierung ist es, ca. 2.5x des Jahreseinkommens fuer den Kauf
eines Hauses zu verwenden. Diese Regel funktioniert fast ueberall im Land. In
New York jedoch nicht. Der Preis eines jeglichen Subjekts definiert sich als
Betrag, den jemand dafuer bezahlen will. Angebot und Nachfrage. Wuerde man die
obige Formel fuer das mittlere Einkommen eines New Yorkers zugrunde legen,
muesste der Preis eines Apartments zwischen $200,000 und $600,000 liegen. Tut
er aber nicht. Fuer $200,000 kriegt man in der Stadt absolut nichts.
Dieser Blick kommt mit einem heftigen Preistag - 45 qm Apartment, 1 Schlafzimmer - $1,500,000 |
Ca. 1,6 Millionen
der ueber 8 Millionen Einwohner New Yorks (Einzugsgebiet, einschliesslich der 5
Stadtteile) wohnen in den Hochhaeusern Manhattans. Hier faehrt auch die
Mittelklasse mit der U-Bahn zur Arbeit (inklusive dem Buergermeister Michael
Bloomberg). Sicherlich gibt es auch in Manhattan „bessere“ Gegenden, aber eine
richtige Mittelklasse Nachbarschaft gibt es nicht.
Million Dollar Blick - dieses Apartment mit Blick auf den Central Park wurde fuer $19,8 Millionen verkauft - nix fuer Otto Normalbuerger |
New Yorker
Familien (mit 2 Kindern) qualifizieren sich bis zu einem Einkommen von $68,700
fuer eine Wohnung im sozialen Wohnungsbau. Mehr als 280,000 Wohnungen (mehr als
50% aller Wohnungen auf dem Markt) sind in irgendeiner Form mietpreisgebunden.
Einrichtungen wie z.B. Columbia University besitzen ganze Hochhaeuser. Die
Wohnungen werden – als Teil der Benefits – an Angestellte zu einem guenstigeren
Mietzins vergeben. Somit kosten derartige Wohnungen eben z.B. $1,800 pro Monat,
und nicht $6,000 wie in einem vergleichbaren Gebaeude ohne diese Verguenstigungen.
Daher ist eine solche Wohnung fuer einen Professor, der ca. $125,000 pro Jahr
verdient, finanzierbar. Die $6,000
Wohnung wahrscheinlich nicht. Es muss
sicher nicht erwaehnt werden, dass die Mieter solcher Wohnungen diese (fast)
nie aufgeben. Mehr als ein Drittel wohnt
schon mehr als 30 Jahre in derselben Wohnung, die an Kinder/ Verwandte
weitergegeben wird.
Es ist sicherlich
ein wichtiger Faktor, wann man denn das Wohneigentum erworben hat. Hatte man
Glueck und kaufte bereits vor dem Jahr 2000, kann man sich sein Apartment
sicher ganz gut leisten. Erst danach sind die Kosten explodiert. Allerdings
sind ein Teil der Kosten kaum vermeidbar, auch wenn man den Kredit bereits
abgezahlt hat. Nebenkosten wie Muellabfuhr, Sicherheitsdienste,
Instandhaltungsmassnahmen etc. koennen locker mehrere tausend Dollar im Monat
verschlingen.
Ein weiterer
Kostenfaktor sind die Lebenshaltungskosten in der Stadt. New York ist teuer,
und man wird richtig zur Kasse gebeten – Lebensmittel, Reinigung, Fitnesstudio,
Kinderbetreuung. Hat man dann noch ein Auto, zahlt man fuer den Parkplatz mehr
als anderen Gegenden fuer eine Wohnungsmiete. Weniger als 20% der Haushalte in
Manhattan haben Kinder. Kindereinrichtungen und Privatschulen verschlingen
Unsummen. Ueblicherweise verlaesst man die Stadt, sobald
die Kinder kommen. Es wird extrem viel geboten, aber Kinder in der Stadt
grossziehen? Ich glaub nicht. Da ist man in den Vororten doch deutlich besser aufgehoben.
Ein Manko ist
natuerlich auch, dass die Wohnungen oftmals sehr klein sind. New York ist
bekannterweise eine der wenigen Staedte, in denen Geschaeftsfuehrer in WG’s in schuhkartongrossen
Zimmern leben und sich ein Badezimmer teilen. Ich kenne Leute, die einen Teil
ihrer Klamotten im Herd (!) lagern. New Yorker sind bekannt dafuer, nie selbst
zu kochen, und da muss schliesslich jeder Platz optimal ausgenutzt werden.
Verrueckt.
Wo also wohnt nun
die Mittelklasse in New York? Es scheint derzeit so, dass sich die Mittelklasse
die Stadt einfach nicht (mehr???) leisten kann. Keiner meiner Kollegen und
Freunde wohnt direkt in Manhattan. Die Mieten oder Finanzierungskosten sind
einfach nicht zu wuppen. Schliesslich moechte man ja auch was im Sparstrumpf, und
irgendwann in Rente gehen will man ja schliesslich auch. Alle pendeln taeglich
zur Arbeit, vom Upstate New York, Long Island oder New Jersey.
Freitag Nachmittag um 5 Uhr im Grand Central - Heading home. Pendlerschicksal |
Andererseits
hoert man von kaufwuetigen Chinesen, die halb Manhattan aufkaufen. Ganze Hochhaeuser
stehen die meiste Zeit des Jahres leer, bis man mal wieder zum Christmas
Shopping aus China auftaucht. Den Rest des Jahres dient das Objekt als Anlage und Steuersparmodell. Andere Immobilien werden von reichen Europaern
oder denjenigen Amerikanern, die nicht zu besagter Mittelschicht gehoeren,
gekauft.
Ehrlich gesagt –
so gern ich die Stadt mag, mein verschlafenes Vorstadtoertchen tut es eben auch.
Sauberere Luft, viel Platz und keine Sirenen tagein, tagaus. Ein bisschen
Abstand vom Moloch New York City ab und zu ist auch nicht schlecht.
Preisbereich von Wohnungen in Amerika ist auch unglaublich. Mittelklasse wahrscheinlich nicht in Manhattan leben, und sie können es sich nicht leisten.
ReplyDeleteUnglaublich, dass die Miete einer "normalen" Wohnung $6.000 betragen kann. Was ist wen man eine Immobilie kaufen will? Das darf wohl nur ein Traum für die Mittelklasse sein.
ReplyDeleteDie Preise steigen immer hoeher so das manche Immobilien Besitzer ernorme Gewinne machten. Auch die Mittelklasse kann ein Haus oder eine Wohnung kaufen in New York City, denisethirkill.wordpress.com
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