Sunday, September 4, 2011

Ausschreibungen…Ausschreibungen?


Als ich meine Taetigkeit bei einer grossen Baufima in Manhattan begann, wunderte ich mich, wie viele Zeichnungen es sogar fuer kleinere Projekte gibt, inklusive extrem vieler Informationen.
Schnell fand ich heraus, was dahinter steckt. Es gibt keine Ausschreibungen, wie ich diese von Deutschland gewoehnt bin. Alle Subunternehmer bekommen eine Rolle Zeichnungen geschickt, ggf. noch eine Projektbeschreibung (die meistens mehrere hundert Seiten umfasst und sehr global gehalten ist) – und das wars.  Die Subunternehmer bieten auf die bereitgestellten Zeichnungen.  Weder Leistungsbeschreibung noch Massenermittlung werden geliefert.
Auch fuer Millionenauftrage bekommt man dann ein Angebot, dass meist nur aus einer einzigen Seite besteht, den Endpreis enthaelt und idealerweise beschreibt, welche Zeichungen zur Preisfindung verwendet wurden. Alles,was nicht expliziert ausgeschlossen wurde, ist automatisch im Preis enthalten. Das komplette Risiko wird auf den Subunternehmer verlagert. Fertig, aus.
Ganz so einfach ist es natuerlich dann doch nicht. Der Projektmanager oeffnet die eingegangen versiegelten Umschlaege gemeinsam mit dem Auftraggeber. Danach  muss er die Angebote auswerten und dabei sicherstellen, dass die Subunternehmer den vollen Leistungsumfang verstanden und bepreist haben. Dazu erstellt der GU ein eigenes Aufmass und eine Leistungsbeschreibung , die in sogenannten Leveling sheets (Checklisten) zusammengefasst werden. Danach wird mit jedem einzelnen Sub geklaert, ob der abgegebene Preis alle Leistungen enthaelt. Wenn nicht, wird die entsprechende Summe ergaenzt, bis man am Ende den tatsaechlichen Endpreis erhaelt. Bei grossen Bauvorhaben kann sich diese Auswertung auf mehrere Wochen ausdehnen, aber am Ende ist man meistens tatsaechlich in der Lage, die Angebote zu vergleichen.
Diese Art der Leistungsvergabe hat den Nachteil, dass der Subunternehmer zur Abpufferung eventueller Kalkulationsfehler oder vergessener Leistungen einen „Angst“zuschlag zu seiner Angebotssumme addiert.  Da das alle tun, erhoeht diese Art der Leistungsvergabe automatisch die Baukosten, da selbst die Risiken abgefedert werden, die moeglichweise gar nicht vorhanden sind. Andererseits hat der Bauherr den Vorteil der Baukostenstabiitaet – es sei denn, er selbst aendert die geforderte Bauleistung oder Unvorhergesehenes erfordert zusaetzliche Leistungen.
Eine gute Woche mit wenig Unvorhergesehenem. 

Original Tumblr Post 04/16/11

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