Als
ich meine Taetigkeit bei einer grossen Baufima in Manhattan begann,
wunderte ich mich, wie viele Zeichnungen es sogar fuer kleinere Projekte
gibt, inklusive extrem vieler Informationen.
Schnell fand ich
heraus, was dahinter steckt. Es gibt keine Ausschreibungen, wie ich
diese von Deutschland gewoehnt bin. Alle Subunternehmer bekommen eine
Rolle Zeichnungen geschickt, ggf. noch eine Projektbeschreibung (die
meistens mehrere hundert Seiten umfasst und sehr global gehalten ist) –
und das wars. Die Subunternehmer bieten auf die bereitgestellten Zeichnungen. Weder Leistungsbeschreibung noch Massenermittlung werden geliefert.
Auch
fuer Millionenauftrage bekommt man dann ein Angebot, dass meist nur aus
einer einzigen Seite besteht, den Endpreis enthaelt und idealerweise
beschreibt, welche Zeichungen zur Preisfindung verwendet wurden.
Alles,was nicht expliziert ausgeschlossen wurde, ist automatisch im
Preis enthalten. Das komplette Risiko wird auf den Subunternehmer
verlagert. Fertig, aus.
Ganz so einfach ist
es natuerlich dann doch nicht. Der Projektmanager oeffnet die
eingegangen versiegelten Umschlaege gemeinsam mit dem Auftraggeber.
Danach muss er die Angebote auswerten und dabei
sicherstellen, dass die Subunternehmer den vollen Leistungsumfang
verstanden und bepreist haben. Dazu erstellt der GU ein eigenes Aufmass
und eine Leistungsbeschreibung , die in sogenannten Leveling sheets
(Checklisten) zusammengefasst werden. Danach wird mit jedem einzelnen
Sub geklaert, ob der abgegebene Preis alle Leistungen enthaelt. Wenn
nicht, wird die entsprechende Summe ergaenzt, bis man am Ende den
tatsaechlichen Endpreis erhaelt. Bei grossen Bauvorhaben kann sich diese
Auswertung auf mehrere Wochen ausdehnen, aber am Ende ist man meistens
tatsaechlich in der Lage, die Angebote zu vergleichen.
Diese Art der
Leistungsvergabe hat den Nachteil, dass der Subunternehmer zur
Abpufferung eventueller Kalkulationsfehler oder vergessener Leistungen
einen „Angst“zuschlag zu seiner Angebotssumme addiert. Da
das alle tun, erhoeht diese Art der Leistungsvergabe automatisch die
Baukosten, da selbst die Risiken abgefedert werden, die moeglichweise
gar nicht vorhanden sind. Andererseits hat der Bauherr den Vorteil der
Baukostenstabiitaet – es sei denn, er selbst aendert die geforderte
Bauleistung oder Unvorhergesehenes erfordert zusaetzliche Leistungen.
Eine gute Woche mit wenig Unvorhergesehenem.
Original Tumblr Post 04/16/11
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