Auch mein Blog
kommt –natuerlich und leider- nicht an den Ereignissen des 11. September vorbei.
Allerdings moechte ich die Frage stellen, wie sich denn die New Yorker
Architektur seit 9/11 veraendert hat. Da ich z.Z. der Terroranschlaege noch
nicht hier gelebt habe, ist natuerlich das „Vorher“ rein theoretischer Natur – aus authentischen
Quellen und Hoerensagen zusammengestellt.
Ich versuche
hier einmal, die verschiedenen Aspekte voneinander getrennt zu betrachten.
1. Der Schutz bestehender Gebauede
Man findet ueberall
in Manhattan Sicherheitsmassnahmen, die sehr sichtbar und meistens sehr
haesslich sind. Es handelt sich dabei zum einen um Poller, Betonbarrieren
(sogenannte Jersey Barriers) riesige Planzkuebel aus Beton. Zum anderen hat man die Unterseiten von Durchfahrten, Bruecken, Tiefgaragenstuetzen und - decken verstaerkt – zusaetzliche
Stahlprofile, Stahlplatten, Beton u/o Spiegel, die dem Sicherheitspersonal den
Blick auf oder unter den LKW erleichtern sollen. Kurz: Schutz von
Gebaeude vor LKW – Bomben. Diese Art von Sicherheitsmassnahmen gab es vor 9/11 in
beschraenktem Umfang fuer oeffentliche und commerziell genutzte Gebaeude, aber
fast nie fuer Privatgebaeude. Heute findet man sie ueberall – meistens ein
bisschen chicer und architektonisch anspruchsvoller, aber letzlich den gleichen
Zweck erfuellend. Ein LKW gehoert nunmal auch nicht in die Lobby eines Wohngebaeudes.
2. Zutritt zu den Gebaeuden
Nie habe ich mich so oft ausweisen muessen wie seit
meiner Taetigkeit in Manhattan. Es gibt Security Check-ins fuer jeden
Wolkenkratzer. Die ID wird gescannt / oder in den Computer eingegeben. Ein Foto
wird geschossen und man bekommt einen Besucherausweis, den man sichtbar tragen
muss. Meistens muss derjenige, den man
besuchen will, den Namen des Besuchers vorher in das Sicherheitssystem eingeben
– sonst kommt man nicht rein. Pakete werden nur im gebaeudeeigenen Messenger
Center entgegengenommen. Manchmal wird sogar die Aktentasche –wie am Flughafen –
durchleuchtet. (Sogar meinen Brautstrauss mussten wir durch den Scanner jagen,
als wir 2005 im Municipal Building in Manhattan heiraten wollten. )
Diese Prozedur ist in Manhattan schon zur
Routine geworden. Ich find es gut, schliesslich dient es auch meiner
persoenlichen Sicherheit.
3. NYC Building Codes und neue Gebauede
Man hat die
Maengel des World Trade Centers analysiert und die Sicherheitsstandards fuer
neue Gebaeude durch eine Verschaerfung des NYC Building Codes neu definiert.
Man sieht nun die Dinge, die uns aus Deutschland sehr vertraut erscheinen:
Treppenhaeuser und Aufzugsschaechte aus massivstem Ortbeton, Stahlprofile mit
groesseren Querschnitten und angemessenem Feuerschutz, Querverstrebungen usw. Bei all dem erscheint
es unglaublich, dass gerade der NYC Building Code bei den neuen
Freedom Tower keine Anwendung finden , da diese auf dem Gelaende des Port
Authority eigenen Regeln unterliegen. Gut wiederum ist, dass laut Port
Authority Website die Sicherheitsstandards des NYC building codes
ueberschritten werden.
Sehr
interessant ist auch, dass sich Lower Manhattan durch die Terroranschlaege sehr
veraendert hat. Vor 9/11 war diese Gegend ausserhalb der Buerozeiten so gut wie
ausgestorben, da sich hier fast ausschliesslich Buerogebaeude befanden. In den
Wirren nach dem Terroranschlag verliessen viele Firmen aus nachvollziehbaren
Gruenden die Gegend, und Lower Manhattan hatte unter massiven Leerstaenden zu
leiden. Mit staatlicher Unterstuetzung begann man nach einigen Jahren, die
freistehenden Flaechen zu Wohnungen umzubauen, vor allem die Banker in Lower
Manhattan dazu anzuregen, hier zu arbeiten und zu wohnen. Offiziellen Stellen
zufolge sind in den letzten Jahren ueber 25,000 Menschen in zu Lofts oder
Condos umgebaute Buerogebaeude nach Lower Manhattan gezogen. Abends und am
Wochenende herrscht hier nun reges Treiben, Lachen und Leben. Das ist genau
das, was wir hier an dieser Stelle brauchen.
Vergessen werden die New Yorker nie, was hier passiert ist - aber es liegt ebenso in der von mir sehr geschaetzten Natur der Amerikaner: aufzustehen, die Zaehne zusammenzubeissen und weiterzumachen.
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