Auch nach mehr als 6 Jahren USA habe ich mich nicht an den Fakt gewoehnen
koennen, dass viele Amerikaner (fast) nie selbst kochen. Gruende gibt es
sicherlich viele – einer davon ist auch, das praepariertes Essen ueberall und
staendig verfuegbar ist. Das Auswaerts- Essen hat vor allem in den dicht
besiedelten Gegenden eine lange Tradition. Amerikaner essen durchschnittlich
3.4 x woechentlich in Restaurants. Im Vergleich: nur jeder 5. Deutsche isst
wenigstens 1x pro Woche in einem Restaurant.
Typischer Art Deco Diner in Elmwood Park, NJ. |
Es begann damit, dass Ende des 18. Jahrhundert vom Anhaenger herunter Sandwiches
und Getraenke an Arbeiter und Angestellte verkauft wurden. Spaeter kamen kleine
Garkuechen und vor allem im schneegebeutelten Norden/Osten Sitzplaetze fuer die
Gaeste hinzu. Der Diner war geboren. Diner sind somit als Vorreiter des Fast- food-
Restaurants zu bezeichnen.
Auch in den finanziell schweren Jahren der Rezession Ende der 20er Jahre
ueberlebten viele Diner, da sie eine kostenguenstige Alternative zum Restaurant
darstellten und der Diner „um die Ecke“ ein bisschen mehr ist als ein anonymer
Laden einer Fastfoodkette.
Gut zu sehen - die urspruengliche Form des Diners. Der Bendix Diner ist einer der bekanntesten der Ostkueste. Hier werden immer wieder Filme gedreht. |
Auch die Leuchtreklame ist bereits ein bisschen in die Jahre gekommen. Bendix ist immer offen, also 24/7. Ein Familienbetrieb seit Generationen. |
Das Essen ist meistens simpel und nicht besonders hochwertig, aber viele
Diner sind immer offen und somit auch eine beliebte Anlaufstelle fuer Trucker
und Nachtschichtler. Bequem in der Mitte von Staedten oder gut erreichbar auf
den Highways, bekommt man hier immer einen Kaffee, einen Hamburger, Hotdog oder
ein Omelett (alles mit Pommes Frites) - oder
auch einmal ein troestendes Wort.
Ten 45 Diner on Route 17 |
Aber ist der typische Diner wirklich ein richtiges Gebaeude? Die Antwort
vorweg – ist er nicht. Wie ein mobiles Haus waren Diner fuer den Transport
mittels Eisenbahn konstruiert. Entliehen ist die Idee des Diners beim
Speisewagen. Der urspruengliche Diner war ein vorgefertigtes Element, das neben
einer an der Rueckwand liegenden Kueche ueber eine Bar und einige Sitzmoeglickeiten
verfuegte – und der eigentlich nicht dazu gebaut war, permanent an einer Stelle
zu bleiben. Jeder konnte sich einen solchen Diner kaufen und an hoch
frequentierter Stelle aufbauen. Strom und Wasser anklemmen – los ging es. Ging
das Geschaeft nicht mehr, schleppte man den Diner mittels Truck zu einer mehr
erfolgversprechenden Stelle und fing
nochmal neu an. Fall seven times. Stand up eight.
Schoen anzusehen - und sogar gepflegtes Essen gibt es in diesem Diner |
Typische Diner Architektur |
Es gab eine
Handvoll massgebliche Hersteller – somit sahen die Diner frueher irgendwie
gleich aus. Einige Modelle waren besser
ausgestattet und hatten die bekannte Art Deco Edelstahlfassade,
Bleiglasverglasung, Schachbrettfliesenboden und ausgefallene Schreinerarbeiten.
Fast alle verfuegten ueber die gemuetlichen Sitzecken (und eine Jukebox). Konnte man sich keinen neuen Diner aus der
Fabrik leisten, kaufte man sich einen ausgemusterten Eisenbahnwagen und baute
eben den um. In den 50er Jahren ging man dazu ueber, die Diner mit Toiletten
und Klimaanlagen auszustatten und auch laenger zu machen.
Einen schweren Schlag erlitten die Diner mit dem Ausbreiten der Fastfood Ketten. Viele haben diesen nicht ueberlebt. In den 60er Jahren waren die Diner fast aus dem Strassenbild verschwunden. Die verbliebenen Hersteller entschieden sich zu einer "Neudefinition" der Diner. Es gibt nun Diner im Neoklassischen-, Tudor- und Mediterranem Stil. Kunststein, dunkles Holz, Erdtoene und Stoffe verdraengten den alten Look von Edelstahl, Neonreklamen und Knallfarben. Viele alte Diner wurden renoviert und erhielten eine Klinkerfassade und ein Mansarddach. Schade.
Nicht immer haben die Diner Alkohol - dieser hier hat sogar Cocktails. |
Auch Manhattan
war einmal beruehmt fuer seine Diner. Im Zuge steigender Grundstueckskosten und
grenzenloser Konkurrenz wichen fast alle Trailer jedoch modernen Gebaeuden. Eine
Handvoll gibt es jedoch noch, z.B. den TickTock Diner. http://www.ticktockdinerny.com/Tick_Tock_Diner_N.Y..html
oder den Brooklyn Diner http://www.brooklyndiner.com/
Fast jeder Ort
hat im heutigen Amerika „seinen“ Diner, man findet inzwischen auch welche, die vom
Grundriss her eher typischen Restaurants aehneln. Den urspruenglichen Gedanken
der Mobilitaet haben inzwischen alle aufgegeben. Der Art Deco
Look und die Leuchtreklamen, der uns an die Diner erinnert, die wir aus dem
Film kennen - kommen wieder. Schoen.
Der moderne Diner, der die Art Deco details wiederspiegelt, aber vom Grundriss her eher typischen Restaurants aehnelt. Foto geschossen von meinem Freund David Mailman. |
Ein Diner? Fraglich. Aber irgendwie cool sieht es schon aus. |
Auch wenn meine Familie und ich kaum im Diner
essen (schliesslich sind wir deutsch und kochen selbst), fuer mich ist der
Diner aus dem amerikanischen Strassenbild einfach nicht wegzudenken. Ein
kleines bisschen Nostalgie. Ich find es schoen.
Ein kleiner Schnappschuss - die Figuren sind angeklebt. Kein Kommentar. |
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