Tuesday, October 30, 2012

Sandy und blank liegende Nerven

Bereits im letzten Jahr habe ich einmal ueber einen Hurrikan berichtet. Ich dachte nicht, dass ich bereits ein Jahr spaeter wieder in derselben Situation sein wuerde. New York ist ja nun nicht gerade eine fuer Hurrikane bekannte Gegend. 

Bedrohlich - und diesmal keine Panikmache
Sandy kommt naeher
Gleich vorweg: Diese verdammte Angst wird nicht weniger, wenn man der Sache erneut begegnet. Im Gegenteil: Erfahrung kann manchmal ein schlechter Ratgeber sein. Man wird in seinen Vorbereitungen ein bisschen schlampig, denn - es war beim letzten Mal nicht soo schlimm, wahrscheinlich kommt vielleicht diesmal auch nicht so dicke. Die Amerikaner immer mit ihrer Panikmache.

Jersey Shore
Aber es kam dicke, und zwar eigentlich noch viel dicker als gedacht. Gegen "Sandy" war  "Irene" ein laues Lueftchen, In Zeiten moderner Kommunikation verbreiten sich Neuigkeiten ja mit einer immensen Geschwindigkeit, und diese Informationsflut liess uns schon die Nackenhaare hochstehen. Man hoerte von gefluteten Ortschaften, einem halb abgerissenen Kran auf einem Luxushochhaus, umgefallenen Baeumen, Todesopfern, verlorenen Haeusern, evakuierten Krankenhaeusern und massenweisen Stromausfaellen. 

Kollabierter Kran
Da haengt der Kran
Strassensperrung
Und man selber ist mittendrin und kann nichts tun ausser Warten und Hoffen, dass es einen selber nicht trifft. Der Sturm tobte ums Haus, die riesigen Baeume auf der anderen Strassenseite schienen bedenklich zu wogen, das Licht flackerte, der Strom war kurz weg - und kam Gott sei Dank auch gleich wieder zurueck. Dazu die Fernsehbilder vom nahen, stockdunkelen Manhattan. 14 Fuss Wasser im Batterytunnel, halb Manhattan (von der 39. Strasse abwaerts) ohne Strom. die Subway geflutet. Grand Central Station , Penn Station und der Port Authority Bus Terminal geschlossen, der Times Square menschenleer. 

Menschenleerer Times Square
Was macht man nicht alles fuer einen Fernsehauftritt: Jetskier auf dem Hudson

Auch heute werde ich nicht mit Fakten aufwarten, die sind ohnehin in allen Medien. Lieber ein paar Alltaeglichkeiten. In unserer Nachbarschaft gibt es eine sehr befahrene Landstrasse, auf der sich eine Mall an die andere reiht und wo sich hunderte Geschaefte befinden. Normalerweise hell erleuchtet und voller Leben. Nicht so heute Abend. Gespenstische Dunkelheit, alle Geschaefte geschlossen. Eine superlange Schlange an der einzigen geoeffneten Tankstelle. Das einzig hell erleuchtete Gebaeude mit perfekt funktionierendem Notstromaggregat : der brandneue oertliche Mercedes Benz Haendler.

Auch Miss Liberty kriegt ihren Teil ab

Eigentlich muesste ich morgen nach Manhattan ins Buero. Aber: wie hinkommen???  Alle oeffentlichen Verkehrsmittel sind nach wie vor stillgelegt. Bruecken und Tunnel sind zwar zum Teil wieder offen, aber  wo soll man denn sein Auto im halb ueberfluteten Manhattan abstellen ? Das Parken in der City ist auch ohne Hurrikan schon eine sehr abenteuerliche, teure Angelegenheit.  Im Buero gibt es zwar Strom, aber Telefon und Internet sind gestoert. Morgen also erstmal Home office. Nicht unbedingt gern gesehen, aber eben diesmal unvermeidbar. Auch interessant: Im Falle hoeherer Gewalt wie dieser ist der Arbeitgeber uebrigens nicht verpflichtet, seine Angestellten zu bezahlen.

Bisher bin ich also noch nicht in Manhattan gewesen, werde aber demnaechst mit Fotos aufwarten. Hier aber schon einmal ein paar gute links mit Fotos.


Long story short: ich habe mich in den USA schon mal bedeutend wohler gefuehlt. Aber: Augen zu und durch, Auswandern ist eben nichts fuer Weicheier. 

2 comments :

  1. Bin ja irgendwie froh, dass ich diese Woche in Deutschland bin! Alles Gute für die Rückkehr zum Normalzustand!

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  2. Tom, ich bin ja auch irgendwie froh, dass Du diese Woche in Deutschland bist. Das hier braucht man wirklich nicht dringend :-)
    Bis bald !

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